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Wäscherei Niderkrone e.K.: „Respekt voreinander ist der Schlüssel“

Im Gewerbehof der Colditzstr. 28 befindet sich ein Wäschereibetrieb der besonderen Art. Verdientermaßen hat das Unternehmen Niderkrone e.K. Wäscherei & Mietwäscheverleih den Berliner Inklusionspreis 2013 in der Kategorie „Mittelständische Unternehmen“ gewonnen. Grund genug, diesen Tempelhofer Betrieb am 9. Januar 2014 zu besuchen. Ich bedanke mich dafür, bei meinem Rundgang durch den Betrieb auch erklärt zu bekommen, wie eine Stickmaschine funktioniert. Vor 10 Jahren hat die Geschäftsführerin Ilknur Kilic-Özcan den „4-Mann-Betrieb“ ihres Vaters übernommen und daraus ein mittelständisches Unternehmen mit 48 Beschäftigten gemacht - die Segel sind auf Expansion gestellt. Das Besondere an der Wäscherei Niderkrone e.K. ist: Beschäftigt sind hier auch 12 schwerhörige bzw. gehörlose Menschen, zudem stammen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Herkunftsländern. Miteinander kommunizieren ist also eine Herausforderung für alle. Wer meint, das seien unüberwindbare Barrieren, wird hier eines Besseren belehrt. Frau Kilic-Özcan nutzt die Dienste einer Gebärdendolmetscherin für Betriebsbesprechungen und für die Einführung neuer gehörloser MitarbeiterInnen. Sie selbst lernt auch die Gebärdensprache. Und wichtige Hinweise gibt es nicht nur mündlich, sondern auch in Form schriftlicher Aushänge.Die Motivation gehörlose Menschen einzustellen, entstammt aus dem persönlichen Umfeld. Die Behinderung des Sohnes einer engen Freundin und die zahlreichen Gespräche der Mütter über die Zukunft dieses Kindes ist der Grund gewesen, vor 10 Jahren die Bewerbung von Waldemar Has nicht einfach beiseitezulegen. Has ist schwerhörig und der erste eingestellte Mitarbeiter mit einem Handicap. Der gelernte Schlosser ist heute der Sicherheitsbeauftragte des Betriebes.


Qualitätsarbeit liefern
Ihr Weg im heißumkämpften Wäschereigewerbe heißt: Qualitätsarbeit liefern. Das ginge, so Frau Kilic-Özcan, nur mit motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie sieht sich selbst als Trainerin einer Mannschaft, die darauf zu achten hat, dass das Team gut miteinander spielt. Dafür müssen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohl fühlen. „Wertschätzung und Respekt voreinander schaffen ein gutes Betriebsklima“. Ihrer Beobachtung nach sind die die Gebärdensprache nutzenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meist erst sehr schüchtern, wenn sie im Betrieb anfangen. Als „gute Trainerin“ sieht sie ihre Aufgabe darin, dass Selbstbewusstsein dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu stärken, und das gelingt auch. Jede und jeder trägt zum Erfolg des Unternehmens bei.


Guter Lohn für gute Arbeit
Das Unternehmen bezahlt nach Tarif. Ich fragte Frau Kilic-Özcan auch, ob sie Angst hätte vor der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns. Uns SozialdemokratInnen wird ja von einigen Seiten vorgeworfen, wir würden damit Arbeitsplätze vernichten. Doch sie winkte ab. Der gesetzliche Mindestlohn ist kein Problem, hindert sie auch nicht an der Planung zur weiteren Expansion des Unternehmens oder an der Absicht, weitere Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter einstellen. Sie wolle, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „ordentlich leben können.“ Dies sei gut für das Betriebsklima.


Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Frau Kilic-Özcan, ist eine beeindruckende Frau. Die türkeistämmige Berlinerin hat als 24jährige den Betrieb übernommen und ausgebaut. Anfänglich musste sie sich als junge Frau in der Branche erst einmal selber Respekt verschaffen. „Nebenbei“ ist sie noch vierfache Mutter, die dreijährigen Zwillinge sind die Jüngsten. Frau Kilic-Özcan vertritt die Auffassung, das Arbeit nur dann gut gemacht werden kann, wenn es ein zufriedenes Privatleben gibt. Deshalb gehört die Zeit ab 16 Uhr der Familie - eine Auffassung an der sich Geschäftsmänner auch orientieren sollten. Frau Kilic-Özcan beweist erfolgreich, dass es durchaus möglich ist, ein Unternehmen zu führen und trotzdem Zeit für die Familie zu haben. Ich wünsche Frau Kilic-Özcan alles Gute und hoffe, dass sie ihre Ziele weiterhin mit Erfolg verfolgen kann.