Seit 1983 reisen Jahr für Jahr rund 360 SchülerInnen sowie junge Berufstätige aus Deutschland im Rahmen des Parlamentarischen Patenschafts-Programms (PPP) des Deutschen Bundestages und des amerikanischen Kongresses in die USA. Etwa gleich viele junge AmerikanerInnen kommen jeden Sommer nach Deutschland. Als Botschafter Deutschlands für Tempelhof-Schöneberg fährt im Programmjahr 2014/2015 Jamal in die Vereinigten Staaten.
Auch das ist Deutschland
Die aus Somalia stammende Mutter von Jamal kommt als 15-Jährige schwanger nach Deutschland. Im April 1998 kommen Drillinge, Jamal, ein Bruder, eine Schwester, zur Welt. In den ersten Jahren leben sie in einer Mutter-Kind-Einrichtung, mit 18 Jahren zieht die Mutter mit ihren Kindern in eine eigene Wohnung. Das selbständige Leben der Familie beginnt. Nach Jahren permanenter Sorge vor einer Abschiebung erfolgt 2010 die Einbürgerung. Der Berliner Junge hat nun auch offiziell die Bescheinigung, dass er deutscher Staatsbürger ist. Ein großes Ziel der bei einem kirchlichen Träger als Hauswirtschafterin arbeitenden Mutter ist damit erreicht.
Eine der Botschaften von Jamal als „Botschafter Tempelhof-Schönebergs“ in Amerika ist: „Ein Deutscher muss nicht so aussehen, wie sich viele einen Deutschen vorstellen. Deutschland ist bunt. Deutschland gibt vielen Menschen eine Chance.“.
Jamal besucht die 10. Klasse, ist Klassensprecher und Konfliktlotse, liebt Badminton und Reisen. Er wünscht sich in Amerika eine „tolle Gastfamilie, ein gutes schulisches Vorankommen, viele Freunde und die Möglichkeit, sportlich aktiv zu sein“.
Jamal hat versprochen, dass er mir aus Amerika jeden Monat schreibt. So können wir Tempelhof-SchönebergerInnen „unseren Botschafter in Amerika“ begleiten.
Parlamentarisches Partnerschafts-Programm (PPP)
Ich bewerbe mich jedes Jahr um die Teilnahme am Parlamentarischen Partnerschafts-Programm (PPP). Das Auswahlverfahren für die jugendlichen Interessierten ist zweistufig: Interessierte SchülerInnen bewerben sich bei einer der Jugendaustauschorganisationen, die im Auftrag des Deutschen Bundestages das Parlamentarische Patenschafts-Programm durchführt. In Gesprächen, an die sich eine Diskussionsrunde und ein Test der allgemeinen politischen Bildung anschließen, wird geprüft, ob die BewerberInnen für ein Stipendium in den USA geeignet sind. Neben den guten Schulleistungen und guten Englischkenntnissen der BewerberInnen kommt es vor allem auf die soziale Kompetenz, das politische Allgemeinwissen und das Interesse an politischen und gesellschaftlichen Vorgängen an.
Nach den Auswahlgesprächen entscheiden die Austauschorganisationen über die Eignung der BewerberInnen und erstellen eine Liste mit den geeigneten Jugendlichen für jeden Wahlkreis. An mich werden in der Regel vier, fünf Jugendliche zur weiteren Entscheidung vermittelt. Mit allen führe ich ein Auswahlgespräch durch. Jedes Jahr auf´s Neue bedauere ich, dass ich mich nur für eine junge Person entscheiden kann, denn am liebsten würde ich allen die Möglichkeit dieses PPP-Stipendiums geben.
Weitere Informationen zur Bewerbung finden Sie auf der Seite des Deutschen Bundestages.