Erinnert sich noch jemand an den Internationalen Frauentag 1994? War da was? Doch ja, da war doch was: Am Internationalen Frauentag 1994 fand der erste und bisher einzige FrauenStreikTag statt - durchaus also ein Jubiläum, welches sich lohnt, wieder ins kollektive Gedächtnis geholt zu werden. 1994 haben Feministinnen mal so richtig auf den Putz gehauen: Statt die kleinen feministischen Erfolge zu feiern, statt den mangelnden gleichstellungspolitischen Stillstand zu bejammern, organisierten sie in vielen Städten Deutschlands den FrauenStreikTag. Absicht war, ein sichtbares Bündnis gegen die Diskriminierung und Ausbeutung von Frauen zu schmieden und über eine Million Menschen gingen an diesem Tag auch auf die Straße. Doch hat es was genutzt?
Wie lange lässt sich die junge Generation das noch gefallen?
Fakt ist: Heute wollen junge Frauen ganz selbstverständlich Beruf und Familie, und das ganz gleichzeitig, nicht nacheinander. Junge Männer wollen keine Alleinernährer mehr sein. Obgleich diese Einstellungen und Wünsche der jungen Menschen schon seit Jahren bekannt sind, haben die dazu notwendigen Veränderungen strukturell noch nicht ausreichend stattgefunden. Politische Bewegung ist reines Kopfkino, die gesellschaftlichen Strukturen zeigen eine deutliche Starre. Unverändert ist die ungleiche Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern, die ungenügende Absicherung von Sorgearbeit im Lebenslauf und die Pflege älterer Angehöriger weitestgehend „Privatangelegenheit“.
Ich danke Dr. Gisela Notz für ihre fotoreichen Erinnerungen, Prof. Jutta Allmendinger, deren wachsende Wut über die Nichterfüllung der Erwartungen der jungen Frauen und Männer durch den ganzen Konferenzsaal spürbar war. Ich danke Chris Köver, Johanna Uekermannn, Nina Pauer und der Moderatorin Sandra Lewalter für eine lebendige Diskussion zu den Möglichkeiten neuer Bündnisse, den feministischen Potenzialen der jungen Generation und eines familien und gleichstellungspolitischen Aufbruchs.
Internationaler Frauentag 1994
Vor genau 20 Jahren, vier Jahre nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung, forderten Frauen aus Ost und West gemeinsam ihre Rechte ein. Zwar gab es über die Jahrzehnte durchaus Verbesserungen der Frauenrechte sowie bei der Gleichstellung von Frauen, ein gesellschaftspolitischer Wandel hat jedoch nie stattgefunden. Auch heute ist der Kampf um Gleichstellung in Beruf und Familie noch immer aktuell, noch heute bedarf es Beharrlichkeit sowie einen starken Willen zur Veränderung.
Aufruf: Frauen geht 2014 wieder auf die Straße!!!
Am 8. März wollen wir, Frauen* und Männer*, gemeinsam auf die Straße gehen und zusammen zeigen “Still loving Feminism!”.
Start: Gesundbrunnen
Zeit: 13 Uhr Auftakt
Ziel: Rosa Luxemburg Platz
Zeit: ca. 16 Uhr Endkundgebung und Konzert u.a. mit Sookee
Der internationale Frauen*kampftag steht für das Ringen um rechtliche, politische und wirtschaftliche Gleichstellung, selbstbestimmtes Leben, für das Recht auf körperliche Unversehrtheit sowie sexuelle Selbstbestimmung. Mit einem breiten Bündnis stehen wir in einer Reihe mit den feministischen Initiativen und Bewegungen weltweit und wollen eine neue feministische Offensive organisieren! Wir wollen Solidarität unter Frauen* bestärken. Feminismus ist weder überholt, noch unnötig.
Wir kritisieren patriarchale Strukturen in unserer Gesellschaft: Sie zwingen Menschen in Hierarchien. Geschlechter- Rollenbilder werten Weiblichkeit ab. Dies betrifft alle Frauen* – auf vielen Ebenen.
Alltagssexismus, sexuelle Belästigungen, das Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen, häusliche Gewalt hemmen entschieden die Selbstbestimmung von Frauen*.
Wir wollen aber, dass Frauen* endlich selbst über ihren Körper und ihre Sexualität bestimmen und ohne Angst leben können - egal ob auf der Straße oder zu Hause, im Verein oder am Arbeitsplatz.
Die Ungleichbehandlung von Frauen* und Männern wirkt sich auch in der Erwerbsarbeit aus. Frauen* werden im Kapitalismus doppelt ausgebeutet - im Job und zu Hause. Die meiste unbezahlte, aber notwendige Arbeit wird immer noch von Frauen* übernommen. Im Job werden sie für die gleiche Arbeit schlechter entlohnt als ihre männlichen Kollegen, und sie sind wesentlich häufiger prekär beschäftigt.
Mehr als 80 % der Teilzeitbeschäftigten und Zweidrittel der Minijobber*innen sind Frauen*. Schon heute sind Frauen* auch deshalb wesentlich häufiger von Altersarmut betroffen.
Insbesondere für migrantische Frauen* ist ein sorgenfreies Leben oft unmöglich. Nicht selten illegalisiert und prekär beschäftigt, sind sie in besonderem Maße von Rassismus und Sexismus betroffen. Dies zeigt deutlich, wie unterschiedliche Formen der Diskriminierung miteinander verwoben sind.