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Ausstellung „Kaiserschnitt - goldener Schnitt?“

In Deutschland kommt jedes dritte Kind durch einen Kaiserschnitt auf die Welt. Der Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V. (AKF) hat daher bereits 2012 eine Kampagne zur Senkung der Kaiserschnittraten in Deutschland gestartet.

Auch ich bin der Meinung, dass der starke Anstieg von nicht medizinisch indizierten Kaiserschnitt-Geburten hinterfragt werden muss. Auf meine Initiative hin sind deshalb im Forschungsbereich des Gesundheitsetats 250.000 Euro zur Erarbeitung einer Studie eingestellt, mit der die Beeinflussung von Kaiserschnittraten unter dem Aspekt der Qualitätssicherung in der Geburtshilfe untersucht werden soll. Ziel ist die Entwicklung einer neuen medizinischen Leitlinie auf der Basis aktueller Erkenntnisse.

Dem Berliner Familienplanungszentrum - BALANCE (FPZ) ist es mit Unterstützung des „Verbands der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstförderer“ (GEDOK e.V.) und des „Arbeitskreises für Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft“ (AKF e.V.) gelungen, die Wanderausstellung „Kaiserschnitt - goldener Schnitt?“ nach Berlin zu holen. 28 Künstlerinnen haben sich bundesweit zusammengeschlossen und eine beeindruckende Zusammenstellung von kräftigen Bildern mit sehr vielfältigen Stilen und Perspektiven zur Geburt und Schwangerschaft aufgestellt.

Die Ausstellung „Kaiserschnitt - goldener Schnitt?“ ist bis zum 28. August 2015 innerhalb der Öffnungszeiten des Familienplanungszentrum - BALANCE zu sehen. Das Familienplanungszentrum – BALANCE finden Sie in der Mauritiuskirchstraße 3, 10365 Berlin. Die Öffnungszeiten sind Montag und Freitag 9 – 14 Uhr, Dienstag und Donenrstag 11 – 18 Uhr sowie Mittwoch 15 – 19 Uhr. Die Ausstellung zeigt, dass Synthesen von Politik - Gesundheit - Kunst möglich sind.

Ausstellungseröffnung „Kaiserschnitt - goldener Schnitt?“

Eröffnet wurde die Ausstellung am 4. März 2015. In Einführungsvorträgen erläuterten Karin Bergdoll, AKF e.V., Monika Hahn, GEDOK e.V. und Dr. Gabriele Halder, FPZ, ihre kritische Haltung zum Kaiserschnitt, die auch in der Bilderkollektion deutlich wird.

Monika Hahn verwies darauf, dass der GEDOK e.V. als Mitglied des Deutschen Frauenrates mit den Diskussionen rund um das Thema Kaiserschnitt vertraut sei. Und das, obwohl dieses kein gängiges Thema in der Kunstgeschichte ist. Für die Ausstellung wurden 26 Künstlerinnen, darunter 6 Berlinerinnen, gewonnen, die sich mit vielschichtigen Fragestellungen in ihren Kunstwerken auseinandersetzen. Wie kommen Kinder heutzutage auf die Welt? Was bedeutet die Geburt eines Kindes für Mutter und Kind? Welchen Sinn hat Geburt? Wer nimmt Einfluss auf das Geburtsgeschehen? Wie selbstbestimmt sind werdende Eltern?

Kampagne zur Senkung der Kaiserschnittraten

„Es ist höchste Zeit, Schwangerschaft und Geburt neu zu denken“, so Karin Bergdoll. Das „guter Hoffnung sein“ war einmal. Während der Schwangerschaft gäbe es 120 Testungen. Mittlerweile seien 70 Prozent der Geburten Risikogeburten und in unserer medizinisch gestützten Gesellschaft kommt fast jedes dritte Kind per Kaiserschnitt zur Welt. Die Zahlen haben sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Medizinisch indiziert sind aber höchstens die Hälfte. Eine „normale Geburt“ ist erwiesenermaßen für das Kind als auch die Mutter am gesündesten.

„Warum werden die Frauen heute von ihrer Entbindung entbunden?“, so die Frage einer Teilnehmerin. Das hänge unter anderem mit dem Zeitkorsett moderner Kliniken, der mangelnden Erfahrung der GeburtshelferInnen - auf jeden Fall der ÄrztInnen -, der Angst  vor einem juristischen Verfahren und einem ggf. damit verbundenen Regress zu tun, so Bergdoll. Es sei absolut notwendig, der einzelnen Frau das Vertrauen in die eigene Gebärfähigkeit „zurückzugeben“.

Dr. Gabriele Halder verwies darauf, dass eine Kaiserschnittgeburt mittlerweile „ein mutiertes Massenphänomen“ sei, welches seine Blüte vor allem in Südamerika treibe. Bei den werdenden Müttern als auch den GeburtshelferInnen fehle häufig das Wissen über die „normale Vaginalgeburt“. Gesellschaftlich würden zu viele falsche Vorstellungen transportiert: eine Sectio-Frau bleibe attraktiver, ein Kaiserschnitt unter Narkose sei sicherer, etc. Es fehle ein guter Informationstransfer zwischen den ÄrztInnen und den Hebammen und den werdenden Müttern. So sei wenig bekannt, dass Kaiserschnitt-Kinder ein erhöhtes Asthma-Risiko haben.

Für die Ausstellung „Kaiserschnitt - goldener Schnitt?“ gibt es mittlerweile Anfragen aus allen Bundesländern. Ich denke, das ist ein eindringliches Zeichen dafür, dass politischer Handlungsbedarf existiert.