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Schwestern zur Sonne zur Gleichheit – Ausstellung im Willy-Brandt-Haus

Sie haben demnächst noch freie Zeit? Dann empfehle ich Ihnen die Ausstellung „Schwestern zur Sonne zur Gleichheit“ im Willy-Brandt-Haus. Aufgezeigt werden Wegmarken der Frauenemanzipation anhand der Geschichte der SPD-Frauenpolitik vom 19. Jahrhundert bis heute. Besuchen Sie das Willy-Brandt-Haus, Wilhelmstraße 141, 10963 Berlin-Kreuzberg bis zum 12. April 2015 in der Zeit dienstags bis sonntags zwischen 12 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Bitte bringen Sie Ihren Ausweis mit. Es gibt auch einen wunderbaren Katalog.

Wunderbar präsentiert werden die Biografien von 29 Protagonistinnen wie zum Beispiel die Parteitheoretikerin Rosa Luxemburg, die Gründerin der AWO Marie Juchacz, die Widerstandskämpferin Johanna Kirchner, die Juristin Elisabeth Selbert, die für die Gleichberechtigung im Grundgesetz kämpfte. Weitere hatten als erste Frauen bedeutende politische Funktionen inne, wie die Ministerin Martha Fuchs, die Berliner Oberbürgermeisterin Louise Schroeder, die Präsidentin des Bundestags Annemarie Renger, die Ministerpräsidentin Heide Simonis und Jutta Limbach, die erste Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts. Einige der Frauen mussten für ihre politischen Überzeugungen mit dem Leben bezahlen, andere wurden verfolgt oder ins Exil gezwungen. Ich sage Danke an alle!

Festliche Eröffnung der Ausstellung

Am 6. März 2015 fand die Eröffnung der Ausstellung „Schwestern zur Sonne zur Gleichheit“ im Willy-Brandt-Haus statt. Zu mehr als 100 interessierten Frauen und Männern sprachen u.a. Gisela Kayser vom Freundeskreis Willy-Brandt-Haus, Thorsten Schäfer-Gümbel, Fraktions- und Landesvorsitzender der hessischen SPD und stellvertretender SPD-Parteivorsitzender sowie die Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) Elke Ferner.

Sie alle erinnerten daran, dass sich die SPD im Laufe ihrer über 150jährigen Geschichte immer für die Rechte der Frauen stark machte. Pionierarbeit leistete sie mit ihrem Engagement für das Frauenwahlrecht. Aber wahr ist auch: Die Frauen mussten sich ihr Vorwärtskommen in der Politik hart erkämpfen. Die Diskussion um die innerparteiliche Gleichstellung führte auf Druck der ASF erst 1988 zu einer Geschlechterquote von mindestens 40 Prozent für alle Ämter und Mandate.

Auch die Einflussnahme auf das öffentliche Leben wurde zäh erkämpft: Der Aufstand vor allem junger Frauen seit Ende der sechziger Jahre markierte den Beginn einer neuen Phase der Frauenpolitik - innerhalb und außerhalb der SPD. Sie gingen auf die Straße und protestierten für eine Reform des § 218, ein neues Eherecht, verbesserte Bildungschancen und die Eingliederung der Frauen in den Beruf. Noch immer oben auf der Agenda stehen die Forderungen nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit, für eine bessere Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Karriere sowie die Besetzung von mehr Schlüsselpositionen mit Frauen.

Stand Up! Gleichstellung kommt nicht von alleine!

Für die jüngere Frauengeneration sprach die Journalistin und Autorin Julia Korbik. Sie wurde bekannt durch ihr mitreißendes Einführungsbuch "Stand Up! Feminimus für Anfänger und Fortgeschrittene", in dem sie deutlich macht: Wir alle brauchen den Feminismus noch! Feministische Anliegen sind auch heute noch dringlich. Die Alltagsrealität hinter dem "Showroom-Feminismus" zeigt doch deutlich: Wir sind von Geschlechtergerechtigkeit, von einer Gesellschaft, die frei von Sexismus und patriarchalen Machtstrukturen ist, noch weit entfernt. Auch 2015 bekommen Frauen durchschnittlich rund 22 Prozent weniger Lohn und sind nur mit drei bis acht Prozent in den Führungsetagen vertreten, also absolut unterrepräsentiert. Jede Frau kennt aus ihrem Alltag auch die verschiedenen Diskriminierungsformen auf der Straße, beim Einkaufen, im Café oder in der Disko.

Leider habe der Feminismus bei jungen Menschen ein Image-Problem. Diese politische Bewegung für Freiheit und Selbstbestimmung gelte zu Unrecht als völlig uncool. Dabei gebe es viele ausgesprochen witzige Aktionen, mit denen für eine gerechte Gesellschaft gekämpft wird.