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Berliner Pflegefachkräfte stimmen für die Pflegekammer

Die Pflegefachkräfte in Berlin haben sich für eine Pflegekammer entschieden:  58,8 Prozent der Befragten sprachen sich dafür, 17,1 Prozent dagegen aus. 13,8 Prozent wollten oder konnten es nicht beurteilen. Für 4,5 Prozent ist es egal und 5,8 Prozent verweigerten eine Angabe. Zur Beteiligung an der Befragung hatte ich im Vorfeld aufgerufen.

Studie zur Akzeptanz einer Pflegekammer im Land Berlin

Auch ich habe die Ergebnisse der repräsentativen „Studie zur Akzeptanz einer Pflegekammer im Land Berlin“ unter den aktuell versicherungspflichtig tätigen examinierten Pflegefachkräfte mit Spannung erwartet - und freue mich sehr über die klare Botschaft: Die Berliner Pflegefachkräfte wollen eine Pflegekammer!

Die Präsentation der Studie erfolgte während einer Abschlussveranstaltung im Roten Rathaus am 14. April 2015 durch Prof. Dr. Ingrid Kollak von der Alice Salomon Hochschule. Nach Erläuterungen zum Studiendesign und der Darstellung der für Berlin repräsentativen Gruppe der Befragten aus der Krankenpflege, der Kinderkrankenpflege und der Altenpflege wurden die Antworten auf die gestellte Frage „Sind Sie persönlich für die Einrichtung einer Pflegekammer in Berlin?“ mitgeteilt:

Von den 1.196 befragten Fachkräften aus Krankenhäusern, Pflegeheimen und Pflegediensten antworteten insgesamt

  • Ja: 703 Personen (58,8 Prozent)
  • Nein: 205 Personen (17,1 Prozent)
  • Kann ich nicht beurteilen: 165 Personen (13,8 Prozent)
  • Ist mir egal: 54 Personen (4,5 Prozent)
  • Keine Angaben: 69 Personen (5,8 Prozent).

Die größte Zustimmung gab es mit 62,2 Prozent bei den KrankenpflegerInnen. Von den Kinderkrankenpflegekräften wollen 52,1 Prozent eine Standesorganisation und in der Altenpflege 49,8 Prozent. In jedem der Berufe hat die Mehrheit der Fachkräfte für die Pflegekammer gestimmt.

Vor der Befragung selbst haben die WissenschaftlerInnen der Alice Salomon Hochschule eine Recherche sowie eine Befragung von ExpertInnen, die eine Pflegekammer befürworten bzw. diese kritisch sehen, durchgeführt. Außerdem fanden unter Koordination von Hedwig François-Kettner, ehemalige Pflegedirektorin der Charité - Universitätsmedizin Berlin, und dem Team der „Allianz Pflegekammer Berlin“ mehr als 40 Informationsveranstaltungen zum Pro und Contra einer Pflegekammer statt. „Unser Ziel war es, die Pflegenden in Berlin über das Für und Wider einer Pflegekammer zu informieren und sie für die Befragung objektiv gut zu unterrichten“, so Hedwig François-Kettner. „Wir haben unser Ziel erreicht und fordern jetzt die Berliner Politikerinnen und Politiker auf, diesem klaren Votum zu folgen und die Angehörigen der Pflegeberufe in das Berliner Kammergesetz aufzunehmen“.

Die Pflegekammern kommen

Auch während des 2. Deutschen Pflegetages war das gesellschaftlich kontrovers diskutierte Thema Pflegekammer intensiv diskutiert worden.

Das Thema „Pflegekammer“ bewegt die Gemüter. Aber warum soll für Pflegefachkräfte nicht gelten, was für Angehörige anderer Heilberufe - zum Beispiel für ÄrztInnen, für PsychotherapeutInnen, für ApothekerInnen - und für viele andere Berufe längst zur beruflichen Realität gehört? Auch in vielen europäischen Staaten gibt es Pflegekammern.

Der auf Landesebene organisierten Kammer müssen alle Angehörigen eines Berufes beitreten. Die Pflegekammer bekommt als Körperschaft öffentlichen Rechtes vom Staat hoheitliche Aufgaben zugestanden, sie erlässt unter anderem Richtlinien. Der Staat hat nur die Oberaufsicht. Eine Pflegekammer hat also mehr Befugnisse aber auch mehr Pflichten als ein Berufsverband. Tarifverhandlungen werden weiterhin von den Gewerkschaften geführt.

Deutschlandweit ist Berlin nicht das erste Bundesland, das eine Pflegekammer für seine mindestens 28.000 Mitglieder plant. In Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Schleswig-Holstein ist diese Form der Interessensvertretung schon beschlossen, in anderen Bundesländern finden noch Befragungen statt.

Ein Kammergesetz muss vom Abgeordnetenhaus von Berlin auf den Weg gebracht werden.