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Erneuter Besuch im Tannenhof: Eltern-Kind Therapien haben größere Chancen auf Reha-Erfolg!

Seit meinem letzten Besuch im Tannenhof e.V., Berlin-Lichtenrade, am 13. August 2013, suche ich nach Möglichkeiten, dieses hier für Eltern und Kinder gemachte stationäre Angebote zu unterstützen. Denn ich bin der Meinung, dass sowohl Eltern als auch Kinder in Suchtfamilien ein Recht auf ein gemeinsames Leben haben. Dazu benötigen die Einzelnen, die Kinder und die Elternteile allerdings Unterstützung.

Es hat mich gefreut, dass es am 9. Juni 2015 möglich war, den Tannenhof e.V. zusammen mit der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler, zu besuchen. Der Tannenhof ist ein ganz besonderes Therapiezentrum mit der Möglichkeit Schwangere, Paare mit Kindern oder alleinerziehende Eltern aufzunehmen. Während die Eltern eine stationäre Suchtrehabilitationsbehandlung oder Adaptionsbehandlung absolvieren, werden die Kinder im Kinderhaus betreut. Das Kinderhaus sowie die Therapieräume und Wohnräume befinden sich auf einem Campus.

Kinderhaus Tannenhof

„Oftmals mangelt es bereits an den ‚Basics‘“, so Heike Tzschoppe, Leiterin des Kinderhauses. Die Schwierigkeiten für die Eltern fangen beim Füttern an und reichen bis zum Windelwechsel. Die Angebote im Kinderhaus lassen sich in drei Kategorien unterteilen: die reine Kinderarbeit in der Tagesbetreuung, die Eltern-Kind-Arbeit und die Elternarbeit. In der Tagesbetreuung der Kinder spielt die Bewältigung von Emotionen wie Wut, Aggression, Trauer und Angst eine große Rolle. Die pädagogischen Fachkräfte im Kinderhaus legen großen Wert auf die emotionale, kognitive, soziale und motorischen Entwicklung der Kinder. In der Eltern-Kind-Arbeit liegt der Fokus auf Interaktion und Bindung über gemeinsame Erlebnisse. Diese Aktivitäten finden nach den Therapiestunden der Eltern am Abend und am Wochenende statt. Die reine Elternarbeit konzentriert sich darauf Verantwortungsbewusstsein zu erlernen. Gearbeitet wird nach dem Prinzip „Starke Eltern - Starke Kinder“. In die Therapie miteinbezogen werden können auch Großeltern und ältere Kinder. Wichtig ist, den Suchtkreislauf zu durchbrechen und das Familienleben zu stärken.

Die Finanzierung für einen Platz im Kinderhaus übernimmt in der Regel der zuständige Jugendhilfeträger der Kinder nachdem ein Erziehungshilfebedarf festgestellt wurde. Wurde dieser nicht festgestellt übernimmt der für die Eltern zuständige Rentenversicherungsträger nach §54 Abs. 2 SGB IX die Finanzierung als „Begleitkind“.

Horst Brömer, Geschäftsführer Tannenhof Berlin-Brandenburg e.V., sagte über das 1982 gestartete Angebot: „Die Einbeziehung des familiären Kontextes und die gemeinsame Aufnahme von Eltern mit Kindern in die Suchtrehabilitation fördern den individuellen Reha- Erfolg nachhaltig.“ Und trotzdem ist die Arbeit im Tannenhof weiterhin „ein Pilotprojekt“. Er begrüßt ausdrücklich, dass die Drogenbeauftragte Marlene Mortler derzeit einen Schwerpunkt auf den Konsum von Suchtmitteln bei Kindern und Jugendlichen legt.

Schnittstelle Substitution und Reha

Im Tannenhof werden Erwachsene ab 18 Jahren mit verschiedenen Suchterkrankungen behandelt. Den größten Anteil machen Crystal Meth-Abhängige aus, gefolgt von Opiat-Abhängigen. Die am meisten angewandte Behandlung von Opiatabhängigkeit ist die Verabreichung von Substitutionsmitteln. Die Medikamente geben den PatientInnen Stabilität und verhindern gewissermaßen starke Gefühlsschwankungen. Nach einer bis zu 6-monatigen Therapie im Tannenhof kann eine Adaption angeschlossen werden. Die viermonatige Adaption legt einen Fokus auf die Schaffung stabiler Alltagsstrukturen. Die RehabilitandInnen sollen in Kontakt mit Menschen treten und Wertschätzung erfahren. Teil der Adaption sind externe Praktika, bei denen sie unter anderem lernen Verantwortung zu übernehmen, selbstständig zu arbeiten und Prioritäten zu setzen. Weitere Angebote in der Adaption sind Haushaltstraining, Bewerbungstraining und PC-Schulungen.

Der Tannenhof ist und bleibt Vorreiter in der integrierten Behandlung suchtkranker Eltern und ihrer Kinder. Ich begrüße das langjährige Engagement des Tannenhofes in meinem Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg.

Ich hoffe, dass das gegenseitige Kennenlernen sich auch strukturell für den Tannenhof auswirken wird. „Kinder suchtabhängiger Eltern haben genauso ein Recht auf Erziehung durch ihre eigenen Eltern, wie suchtkranke Eltern ein Recht auf die Erziehung der eigenen Kinder haben“ - der Tannenhof setzt sich für die Umsetzung dieser Erkenntnis ein.