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Gedenken an den Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft

Am 20. Juli 1944 versuchte eine Gruppe um den Wehrmachtsoffizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Adolf Hitler im "Führerhauptquartier Wolfsschanze" in Ostpreußen mit einer Bombe zu töten. Das von Stauffenberg ausgeführte Attentat scheiterte. Hitler überlebte. Der Oberst und drei Mitverschwörer wurden noch in der Nacht zum 21. Juli 1944 auf dem Hof des Bendlerblocks erschossen. In den folgenden Wochen wurden viele weitere MitwisserInnen von den Nazis hingerichtet.

Feierstunde Gedenken an Widerstand gegen Adolf Hitler

Jährlich am 20. Juli würdigen Regierung und Bundeswehr mit einer Feierstunde den militärischen Widerstand gegen die NS-Gewaltherrschaft. In den Berliner Gedenkstätten Deutscher Widerstand im Bendlerblock und in Plötzensee erinnern sie an den 20. Juli 1944. In Plötzensee sind zwischen 1933 und 1945 fast 3000 Menschen hingerichtet worden, darunter 89 der VerschwörerInnen vom 20. Juli.

Erstmals gab es in diesem Jahr nur eine Gedenkveranstaltung der Bundesregierung. In den zurückliegenden Jahren wurde auch im Bendlerblock an die Attentäter des 20. Juli erinnert. Künftig soll das Gedenken im jährlichen Wechsel an den beiden Orten stattfinden.

Bund und Länder erhalten gemeinsam die authentischen Gedenkorte wie die Gedenkstätte Plötzensee als Zeitzeugnisse für künftige Generationen.   

Vor 71 Jahren, am 20. Juli 1944, war ein Attentat gegen Hitler gescheitert.

Für die Bundesregierung erklärte Kulturstaatsministerin Monika Grütters: es bleibe unsere "immerwährende Verantwortung", die Erinnerung an das Geschehene wachzuhalten. Der Umsturzversuch der Widerständler um Claus Schenk Graf von Stauffenberg sollte dem Terror der Nationalsozialisten ein Ende setzen. Die Männer und Frauen des Widerstands hätten sich ihrer moralischen Verantwortung gestellt, wo die schweigende Mehrheit die Augen verschlossen habe. „Das Attentat des 20. Juli 1944 mag gescheitert sein, meine Damen und Herren, die Überzeugungen der Widerstandskämpfer sind es nicht. Sie leben fort in unserer Demokratie, die die Würde des Menschen als unantastbar achtet … leben fort in der eindringlichen Mahnung, sich niemals zurück zu ziehen auf die ebenso bequeme wie verantwortungslose Haltung, im scheinbar ohnmächtigen Ausgeliefertsein an Sachzwänge keine Wahl zu haben.“

Michael Müller: Freiheit und Demokratie müssen bewahrt werden

Plötzensee der Ort der "Rachemorde" der Nazis an ihren Gegnern, erklärte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD). Plötzensee zeige aber auch, wie breit der Widerstand gegen das NS-Regime war. Die Widerständler des 20. Juli hätten sich aus einem erdrückenden Konflikt zwischen Gehorsam und Gewissen befreien müssen, bevor sie hätten handeln können.

Die Botschaft des gescheiterten Attentats auf Hitler für die heutige Generation sei, dass die Zivilgesellschaft und unser Staatswesen Freiheit und Demokratie engagiert bewahren müssen, so Müller: "„Freiheit und Menschenrechte müssen verteidigt und notfalls immer wieder von neuem erkämpft werden. Gegen alle Herausforderungen des freiheitlichen Rechtsstaats in der Gegenwart, sei es durch Rechtsradikale, Fremdenfeinde, Antisemiten, politische Gewalttäter oder auch religiös motivierte Fanatiker, müssen wir eine Allianz der Menschlichkeit setzen. Unsere Antwort darf nicht Abschottung und Einschränkung der Freiheit sein, sondern Begegnung und Dialog in Freiheit und Vielfalt. So kommt unsere Gesellschaft heute und in Zukunft der Mahnung der Attentäter des 20. Juli 1944 am besten nach.“

Gewerkschaftlicher Widerstand: Die Diktatur stürzen und eine soziale Demokratie gestalten

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Reiner Hoffmann erinnerte in seiner Gedenkrede an den gewerkschaftlichen Widerstand. Er bedauerte, dass der Widerstand von GewerkschafterInnen gegen die Nazi-Diktatur von der Öffentlichkeit viel zu selten wahrgenommen werde. Er nannte beispielhaft für den Widerstand vieler den Sozialdemokraten Wilhelm Leuschner und den christliche Gewerkschafter Jakob Kaiser. Mit ihren Namen sei die Überwindung der in Richtungsgewerkschaften gespaltenen Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik eng verbunden werden. Sie können „ohne Übertreibung als Väter der Einheitsgewerkschaft bezeichnet werden“. Leuschner und Kaiser wären aber nicht nur Brückenbauer innerhalb der Gewerkschaften gewesen. „Sie bauten auch Brücken zum bürgerlichen, nationalkonservativen und militärisch-adligen Widerstand und überwanden dabei soziale, politische und kulturelle Grenzen und Gräben mit dem alleinigen Ziel, die Diktatur zu stürzen und eine soziale Demokratie zu gestalten.“ Allen Beteiligten des 20. Juni sei klar gewesen, "dass das Militär keinen Umsturz ohne die Arbeiterschaft wagen konnte".

Wilhelm Leuschner überlebte die Nazi-Diktatur nicht. Er wurde im damaligen Gefängnis Plötzensee am 29. September 1944 gehängt. Sein Vermächtnis sei als Bekenntnis zur Einheit der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Gestaltung zu verstehen. Freiheit bedeutete für ihn immer auch gesellschaftliche Verantwortung, betonte Reiner Hoffmann. Er plädierte dafür, dass dieses Bekenntnis zur Einheit stärkeren Eingang im alltäglichen Handeln des Einzelnen und in die politische Praxis unserer Gesellschaft finden müsse. „Nicht nur in der bundesrepublikanischen Gesellschaft sondern auch und gerade in Europa. Angesichts der aktuellen sozialen und wirtschaftlichen Verfasstheit der Europäischen Union brauchen wir ein klares Bekenntnis zur europäischen Einheit, zur Sicherung der sozialen Demokratie. Nach den Katastrophen des 20. Jahrhunderts muss das europäische Friedensprojekt immer wieder vor nationalistischen und fremdenfeindlichen Kräften geschützt werden.“