Aktion „600LEBEN“: gemeinsam Suizide verhindern - gemeinsam Zukunft gewinnen
Auf einmal stehen 600 Menschen in grünen T-Shirts auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor. Es ist ein sehr ungewöhnliches Bild. Was steckt dahinter?
Diese 600 Menschen, die sich am 10. September 2015 um 13 Uhr dort versammelt haben, stehen symbolisch für die 600 Menschen unter 25 Jahren, die jährlich in Deutschland Suizid begehen. Das sind 600 Menschen zu viel! Im nächsten Moment lassen sich die 600 Menschen fallen. 600 Menschen liegen nun vor dem Brandenburger Tor mitten auf dem Platz. Bundestagsabgeordnete aller Fraktionen und Bundesminister Hermann Gröhe sind der Einladung des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit gefolgt. Sie helfen allen 600 Menschen nach und nach hoch, damit sie wieder stehen können. Bis der/dem Letzten die Hand gereicht worden ist, dauerte es zwei Minuten und eine Sekunde - wir können also helfen.
Die Aktion des großartigen Teams von Freunde fürs Leben e.V. ist in einem bewegenden Filmbeitrag festgehalten, anzuschauen auf Youtube. Danke an alle, die dabei waren!
In der gesamten Gesellschaft sterben im Jahr 10.000 Menschen durch Suizid, wobei sich zwei Risikogruppen herauskristallisieren:
- Zum einen sind es besonders die jungen Menschen unter 25 Jahren, welche mit Depressionen und Angsterkrankungen zu kämpfen haben. Gerade unter homosexuellen Jugendlichen gibt es ein vier-bis siebenfach hohes Suizidrisiko als bei Jugendlichen insgesamt. Dies zeigt auch, dass Homophobie, Ausgrenzung ein Motor für Suizid ist.
- Zum anderen sind es besonders viele SeniorInnen, wobei bei denen das häufigste Motiv die Einsamkeit ist.
Was ist der Hintergrund dieser Aktion?
600 LEBEN ist eine symbolische Großaktion vieler Hilfsorganisationen aus dem Bereich Seelische Gesundheit anlässlich des Welttages der Suizidprävention. Ziel dieser Aktion ist es, das Schweigen über die Themen Suizid und Depression zu brechen und gleichzeitig die Politik auf die Hilflosigkeit vieler Betroffenen und deren Angehörigen aufmerksam gemacht wird. Das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit fordert eine nationale Aufklärungskampagne über die Themen Depression und Suizid. Ich unterstütze dieses Vorhaben.
Jedes Jahr sterben in Deutschland 600 Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahren durch Suizid. 10.000 Menschen sind es insgesamt. Es sterben somit mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Drogen und AIDS zusammen. Bei jungen Menschen zwischen 15 und 29 Jahren (WHO 2014) ist es die zweithäufigste Todesursache. Dennoch gibt es nach wie vor keine Aufklärungsarbeit durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA).
Das Aktionsbündnis 600 LEBEN hat sich durch das diesjährige Motto des Welttags der Suizidprävention „Preventing Suicide: Reaching Out and Saving Lives” anregen lassen, die Politik aufzufordern, den Betroffenen und ihren Angehörigen die Hand zu reichen. Unterstützt wird die Aktion unter anderem durch die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS), vielen weiteren Partnern aus den Bereichen Suizid, Depression und Seelische Gesundheit sowie der Berliner Sparkasse.
Welttag der Suizidprävention
Der 10. September ist auch nicht zufällig als Aktionstag ausgewählt worden: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die International Association for Suicide Prevention (IASP) haben erstmals im Jahr 2003 den Welttag der Suizidprävention ausgerufen. Suizide werden zu sehr tabuisiert. Offenes Reden wirkt diesem Tabu sehr effektiv entgegen. Offenes Reden erleichtert es den Menschen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Eine kleine positive Nachricht aus Berlin
Die Berliner-Suizidrate ist niedriger als der bundesweite Durchschnitt - und dennoch zu hoch. Das sollte uns dazu ermuntern weiterhin gesamtgesellschaftlich ein präventives Klima gegenüber Suiziden zu schaffen, um die Suizidrat weiter zu senken.