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3. Deutscher Pflegetag 2016: Pflege selbstbewusst und kompetent

Tausende selbstbewusste ExpertInnen der Pflege versammelten sich auf dem 3. Deutschen Pflegetag vom 10. bis 12. März 2016 in der STATION Berlin. Dieses zentrale Event der Pflegebranchen bot ein vielfältiges und umfangreiches Programm mit über 70 Foren und 170 ReferentInnen aus der Pflegebranche, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Veranstalter ist der Deutsche Pflegerat e. V. (DPR). Eine abwechslungsreiche Fachausstellung mit mehr als 100 AusstellerInnen präsentierte Vielfalt und Kompetenz und den Willen, sich gesellschafts- und fachpolitisch stärker aufzustellen. Es hat mich sehr begeistert und erfreut, wie sich die Pflege als eines der bedeutendsten gesellschaftspolitischen Zukunftsthemen unserer Zeit positioniert und zukunftsweisende Impulse für die Fortentwicklung der Profession setzt.

Das Themenspektrum des 3. Deutschen Pflegetages 2016 reichte von den strukturellen Grundlagen für eine gute Versorgung bei Demenz über Qualifizierungsangebote, Interprofessionalität und Personalbemessung, Innovationsmanagement bis hin zur Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt gegen Pflegende. Aufgezeigt wurden zahlreiche sehr praktische, gut funktionierende Beispiele vor Ort. Als zentrale Themen waren die generalistische Pflegeausbildung, die Einrichtung von Pflegekammern sowie die Chancen für die Pflege durch die Ankunft der Geflüchteten in Deutschland. Es fanden auch Foren für pflegende Angehörige statt, in denen deren Interessen im Mittelpunkt standen.

Bis zu 1,2 Millionen Pflegende engagieren sich tagtäglich in den rund 12.700 ambulanten Pflegediensten und 13.000 stationären Pflegeinrichtungen. Wer weiß besser als sie, dass die pflegerische Versorgung in allen Bereichen der Akut- und Langzeitpflege zunimmt.

Um insbesondere die steigende Anzahl alter und hochaltriger Menschen mit ihren spezifischen Bedürfnissen und Möglichkeiten passgenau  pflegerisch unterstützen zu können, bedarf es eines umfänglichen pflegerischen Wissens. Dieses hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich vermehrt. Um eine qualitative Versorgung für alle sicherzustellen, müssen diese Kenntnisse aber auch an alle Pflegenden vermittelt werden.

Ich selber setze mich stark ein für

  • Leistungsverbesserungen in der Pflege,
  • eine Integration dieses umfangreichen Wissens in eine generalistische Ausbildung und in die Fort- und Weiterbildung,
  • eine Pflegekammer, in der die Pflege ihre Interessen kompetent selbst vertritt.

Von den ExpertInnen wird anerkannt, dass die Pflegestärkungsgesetze die bedeutendste Reform der Pflegeversicherung in ihrer 20-jährigen Geschichte sind. Gute Pflege braucht engagierte und kompetente Pflegekräfte. Auch die Pflegeberufereform findet breite Zustimmung. Diese wird die Pflegequalität sowohl in der Akut- als auch in der Langzeitpflege verbessern.

Gesundheitsförderung für Pflegende

Ein weiteres Thema auf dem Deutschen Pflegetag 2016 waren auch Fragen der Gesundheitsförderung für die Pflegenden selbst. Psychische und körperliche Belastungen, Zeitmangel und gegebenenfalls auch der Schichtdienst belasten die Gesundheit von Pflegekräften. Die ArbeitgeberInnen werden zu mehr gesundheitsfördernde Maßnahmen aufgefordert. Hinweise zu Prävention und Absicherung vor Berufsunfähigkeit für Pflegekräfte gibt der Ratgeber „Wenn Pflegen krank macht“.             

Pflegekosten bleiben weiterhin ein Problem

Wer auf Pflege angewiesen ist, muss in der Regel einen nicht unerheblichen Teil der anfallenden Pflegekosten aus der eigenen Tasche bezahlen. Das bringt viele Pflegebedürftige durchaus in Schwierigkeiten. Die gesetzliche Pflegeversicherung war aber immer als sogenannte „Teilzeit-Versicherung“ konzipiert.

Generalistische Ausbildung

Eingeführt wird ein neues einheitliches Berufsbild Pflege. Damit reagieren wir auf veränderte Versorgungsanforderungen: Durch den Anstieg älterer und an Demenz erkrankter Menschen in den Krankenhäusern steigt dort der Bedarf an altenpflegerischen Kompetenzen. In den Senioren-Einrichtungen steigt die Zahl chronisch und mehrfach erkrankter Pflegebedürftiger, der Bedarf an krankenpflegerischem Wissen steigt. Pflegekräfte müssen für alle Versorgungssituationen kompetent sein. Das Berufsbild wird durch die Reform der Ausbildung attraktiver. Jede und jeder junge Mensch mit zehnjährigem Hauptschulabschluss kann diesen anspruchsvollen Beruf ergreifen. Seitens der Bundesländer sollten mehr systematische Pflege-Assistenzausbildung geschaffen werden, um auch HauptschülerInnen mit neunjähriger Schulzeit einen Zugang zur Pflege zu bieten. Darüber hinaus schaffen wir einen Pflegestudiengang mit einem akademischen Abschluss. Eine große Anforderung liegt in der Förderung der vertikalen und horizontalen Durchlässigkeit in der Pflege. Auch deshalb ist der Ausbau von Fort- und Weiterbildung so bedeutsam.

Pflegestärkungsgesetze

Mit den beiden Pflegestärkungsgesetzen 1 (PSG 1) und 2 (PSG 2) und dem noch vor dem Sommer 2017 zu verabschiedenden Kommunalen Pflegestärkungsgesetz (KPSG) haben wir in der Großen Koalition vieles erreicht:

  • Ab dem 1.1.2015 erhalten rund 2,7 Millionen Pflegedürftige mehr Leistungen, durch das PSG 1 wurden die Leistungen für die ambulante Pflege um rund 1,4 Mrd. Euro erhöht, für die stationäre Pflege um rund 1 Mrd. Euro.
  • Mit dem PSG 2 wird ab dem 1.1.2017 ein neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff eingeführt. Die bisherige Unterscheidung zwischen Pflegebedürftigen mit körperlichen, psychischen und kognitiven Einschränkungen entfällt. Im Zentrum steht dann vielmehr der individuelle Unterstützungsbedarf jeder pflegebedürftigen Person.
  • Das KPSG soll die Pflege und die Beratung vor Ort in den Kommunen stärken.
  • Um rund 20.000 Menschen wird die Zahl der Betreuungskräfte erhöht, die die Pflegekräfte unterstützen.
  • Es findet eine Entbürokratisierung in der Pflege statt.
  • Die Zahlung von Tariflöhnen in der Pflege darf bei den Pflegesätzen nicht als unwirtschaftlich abgelehnt werden – ein starker SPD-Erfolg. Jetzt stehen die Tarifpartner in der Pflicht.
  • Bis zum Herbst 2016 sind neue Pflegesätze für die Pflegeheime zu vereinbaren, es finden Anpassungen beim Personalschlüssel statt.

Pflege als bedeutende Herausforderung in vielen Gesetzen

Zur Stärkung der Pflege am Krankenbett wurde im Rahmen des Krankenhausstrukturgesetzes ein Pflegestellen-Förderprogramm eingerichtet. Dadurch werden Krankenhäuser unterstützt mehr Pflegekräfte einzustellen und dauerhaft zu beschäftigen. In den Jahren 2016 bis 2018 belaufen sich die Fördermittel auf insgesamt bis zu 660 Millionen Euro. Ab 2019 stehen dauerhaft bis zu 330 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung. Zudem werden Krankenhäuser, die besonders viel Personal beschäftigen mit einem Pflegezuschlag in Höhe von insgesamt 500 Millionen Euro unterstützt. Außerdem wurde eine ExpertInnenkommission eingerichtet, die bis 2018 einen Vorschlag zum Personalschlüssel vorlegen soll.