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21 Jahre Denk-mal an ermordete jüdische Bürgerinnen und Bürger

Ich habe „Vorname und Nachname“ ausgewählt, weil er/sie am gleichen Tag Geburtstag hat wie ich, weil sie/er den gleichen Vornamen trägt wie ich, wie meine beste Freundin, weil er/sie im gleichen Haus gelebt hat wie ich, weil sie/er in der gleichen Straße lebte wie ich - dies sind die meistgenannten Motive der SchülerInnen der 6. Klasse der Löcknitz-Grundschule für ihre ganz individuelle Erinnerung an einen Menschen der ehemaligen jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn im Bayerischen Viertel in Berlin-Schöneberg. Mit dem ehrendem Gedenken für die im Nationalsozialismus ermordeten jüdischen MitbürgerInnen werden diese dem Vergessen entrissen.

Am 14. Juli 2016 wurden weitere 58 Gedenksteine am Denk-mal für jüdische MitbürgerInnen auf dem Schulgelände niedergelegt.  Das Denk-mal umfasst bereits jetzt 1138 Gedenksteine.



Ein Kaddish für die Toten

Die SchülerInnen der 6. Klasse brachten jeweils einen Stein nach vorne. Auf diesen Denk-Steinen stehen jeweils Name, Geburts- und Todestag sowie Todesort einer von den Nationalsozialisten ermordeten Person aus dem Bayerischen Viertel. Die SchülerInnen suchen sich aus Listen im Heimatmuseum, in denen alle ehemaligen MitbürgerInnen jüdischen Glaubens des Bezirks nach Straßen und Hausnummern geordnet verzeichnet sind, eine Person aus, zu denen sie eine besondere Beziehung etwa aufgrund von Alter, Geburtstag, Namen oder Adresse aufbauen können. Sie beschriften einen Denk- Stein mit diesem Namen und fügen ihn dem Denk- mal hinzu.

Das Kaddish, das jüdische Totengebet, sprach Rabbiner Walter Rothschild.

An der Gedenkveranstaltung nahmen SchülerInnen, LehrerInnen, Eltern und NachbarInnen der Löcknitz-Grundschule teil sowie auch die mittlerweile 96 Jahre alte Zeitzeugin Margot Friedländer und Vertreter der israelischen Botschaft.

Dank an Christa Niclasen, die Schulleiterin der Löcknitz-Grundschule

Christa Niclasen erinnerte in ihrer Ansprache an die im Schuljahr 1994/95 im Rahmen der Unterrichtseinheit „Nationalsozialismus“ entstandene Idee, ein kleines Denk-mal für jüdische BürgerInnen des Bezirks, die in Konzentrationslagern gewaltsam zu Tode gekommen sind, auf dem Schulgelände zu errichten.

Nach 35 überwiegend an der Löcknitz-Grundschule verbrachten „Schuljahren“ geht die wunderbare Schuldirektorin Christa Niclasen in Pension. Ich möchte mich für ihr unermüdliches Engagement und ihre Kompetenz herzlich bedanken und wünsche ihr für den neuen Lebensabschnitt alles alles Gute.

Das Bayerische Viertel war zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Zentrum jüdischen Lebens: Anfang der dreißiger Jahre lebten ca. 16.000 jüdische MitbürgerInnen allein im Umkreis der heutigen Löcknitz-Grundschule.