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Kamerun – Deutschland: Fachkräftemangel auch mit Hilfe junger Menschen aus Kamerun beheben - Freudiges Zusammentreffen beim Deutschen Pflegetag

In den Gesundheitsberufen droht der Fachkräftemangel nicht nur. Der Fachkräftemangel ist bereits eingetreten. Dies gilt insbesondere für den Beruf der Altenpflege. Seit Jahren finden sich nicht mehr genügend junge Menschen in Deutschland, die bereit sind in diesem Pflegeberuf zu arbeiten.

Altenhilfeeinrichtungen sind stets auf der Suche nach Mitarbeiter*innen für diesen anspruchsvollen und schwierigen Beruf in der Altenhilfe. Spanische und vietnamesische Fachkräfte, die im Heimatland keinen Job finden konnten, werden schon seit Jahren in Deutschland in den ambulanten und stationären Einrichtungen gerne eingestellt.

Hier arbeitende ausländische Pflegefachpersonen benötigen eine Qualifikation, die sowohl hinsichtlich der Inhalte als auch der Dauer der Ausbildung deutscher Gesundheits- und Krankenpfleger*innen vergleichbar ist. Die Anerkennung der Berufsabschlüsse für Gesundheits- und Krankenpfleger*innen in Europa erfolgt auf der Grundlage der Berufsanerkennungsrichtlinie 2013/55/EU. Die Prüfung basiert auf bundesrechtlichen Regelungen nach dem Krankenpflegegesetz. Zudem gilt der globale Verhaltenskodex der WHO für die internationale Anwerbung von Gesundheitsfachkräften, der eine aktive Abwerbung von Gesundheitsfachkräften aus Entwicklungsländern, in denen ein kritischer Mangel an Gesundheitsfachkräften herrscht, missbilligt.

Im Interesse der Pflege: Brücke zwischen Kamerun und Deutschland

Kennengelernt haben Dr. Tameze vom Etall-Studienkolleg in Kamerun und ich uns auf einem Deutschen Pflegetag in Berlin. Es war schön, ihm auf dem diesjährigen Deutschen Pflegetag wieder zu treffen.

Dr. Tameze hatte, angetrieben vom Fachkräftemangel in der Altenpflege in Deutschland und wissend um den WHO-Verhaltenskodex,  die Idee, junge Menschen vor Ort für eine Altenpflegeausbildung in Deutschland zu begeistern. Er befragte hiesige Altenpflegeeinrichtungen, ob sie sich vorstellen könnten, die jungen Menschen nach ihrer Ausbildung zu beschäftigen. Die Resonanz der deutschen Ausbildungsstätten und Unternehmen war positiv.

Altenpflegeschulen entwickelten ein Auswahlverfahren für die Findung geeigneter Kandidat*innen in Kamerun und Unternehmen in Deutschland machten sich Gedanken wie sie einen gelingenden Start für ihre neuen Mitarbeitenden organisieren könnten. So wurde nach Wohnheimplätzen und Wohnungen geschaut und Arbeitsverträge weit im Vorhinein ausgestellt, um zu dokumentieren, dass die jungen Menschen gebraucht und willkommen sind.

Die niedersächsische Akademie für Pflege und Soziales GmbH hat in Kamerun nach geeigneten Personen gesucht, die sich auf eine Altenpflegeausbildung in Deutschland vorbereiten wollten. Dabei hat sie ein mehrstufiges Bewerbungsverfahren entwickelt und das persönliche Vorstellungsgespräch durch eine Online-Video-Konferenz ersetzt. Im Bewerbungsverfahren ging es nicht nur darum, die Fähigkeiten und Motivation der Bewerber*innen zu ergründen, sondern auch den Kenntnisstand über Deutschland und die Vorstellungen von einem Leben in Deutschland zu ergründen. 

Die Kandidat*innen, die das Bewerbungsverfahren mit einem positiven Bescheid durchlaufen hatten, wurden 18 Monate in Kamerun auf ihre Ausbildung in Deutschland vorbereitet. Neben Kenntnissen über die Ausbildung und Deutschkursen wurden auch erste praktische Erfahrungen durch Praktika in Kameruner Kliniken vermittelt. Zeitgleich wurden die Formalia für eine Ausbildung in Deutschland für jede*n einzelne*n Bewerber*in angegangen. Die Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit musste eingeholt werden, ein Arbeitsvertrag gefertigt und ein Einreisevisum beantragt werden.

Die jungen Menschen, die nach der Vorbereitungsphase nach Deutschland zur Ausbildung gekommen sind, sind nicht nur hochmotiviert. Sie werden von ihren Ausbildungsstätten und den beteiligten Unternehmen auch sehr geschätzt.

Probleme ungeahnten Ausmaßes

Durch die positiven Ergebnisse der Auszubildendensuche in Kamerun wuchs der Wunsch der Ausbildungsstätten und Unternehmen nach einer Verstetigung der Nachwuchsgewinnung in Kamerun.  Doch Anfang letzten Jahres bat mich Dr. Tameze um Hilfe. Die Terminvergabe der deutschen Botschaft in Kamerun, ein Onlineportal, wies plötzlich keine Visaantragstermine für Auszubildende mehr aus. Die Ausbildung von mehreren jungen Kameruner*innen drohte an einem fehlenden Einreisevisum zu scheitern.

Zwar konnten ich mit Hilfe meiner Mitarbeiter Manuela Harling, die im Wahlkreisbüro tätig ist, erreichen, das mit Hilfe des Auswärtigen Amtes einige Termine für die Antragsstellung gefunden wurden, doch das Grundproblem besteht weiterhin:  Der Konsularabteilung der Deutschen Botschaft fehlt Personal und Platz, um anvisiertes Personal beschäftigen zu können. In der Folge bleiben den Konsularbeamt*innen letztlich nur zehn Minuten Zeit, um zu entscheiden, ob der Visaantrag begründet ist oder nicht.

Seit dem letzten Sommer entschied die Deutsche Botschaft immer öfter, dass es den jungen Menschen an der hinreichenden Motivation fehlt. Dies ist, wenn man das Mehrstufen-Auswahlverfahren durch Pflegefachexpert*innen und an den 18 Monate dauernden Vorbereitungskurs  bedenkt, wirklich nicht hinnehmbar. Ich bin dem Deutschen Pflegerat sehr dankbar, dass er sich in einer positiven Stellungnahme für die Ausbildung der jungen Kameruner*innen gegenüber dem Auswärtigen Amt einsetzt und hoffe sehr, dass es zu einer tragenden Vereinbarung kommt.