In diesem Jahr jährte sich der Geburtstag von Louise Schroeder, die bis heute einzige Frau an der politischen Spitze Berlins, zum 130. Mal und auch ihr 60. Todestag wird 2017 begangen. Als stellvertretendes Mitglied des Kuratoriums „Louise-Schroeder-Medaille“ freue ich mich immer wieder, wie viele großartigen Persönlichkeiten und Organisationen Berlin hat. Ich freue mich über die Verleihung der Louise-Schroeder-Medaille an Prof. Dr. Karin Hauser.
Wer war Louise Schroeder? Die Sozialdemokratin Louise Schroeder war in Leben lang eine mutige Frau. Sie engagierte sich bereits in jungen Jahren für Sozialpolitik und die Teilhabe von Frauen an der Politik. Als 33-Jährige gehörte sie zu den ersten und jüngsten Reichstagsabgeordneten nach dem durch die SPD erfolgreich erkämpften Frauenwahlrechts im Jahr 1918. Von 1947 bis 1948, auch während des Beginns der Berlin-Blockade durch die russische Besatzungsmacht, war Louise Schroeder amtierende Oberbürgermeisterin. Trotz eigener schwerer Erkrankung arbeitete sie in ihrer Amtszeit im stark zerstörten Berlin, in dem Hunger den Alltag prägte, unermüdlich daran, den Menschen ihrer Stadt in ihrer Not zu helfen und die Organisation der Stadt aufrechtzuerhalten.
Zur Ehrung von Louise-Schroeder stiftet das Abgeordnetenhaus von Berlin die „Louise-Schroeder-Medaille“. Mit der Verleihung der Medaille soll das Gedenken an diese große Persönlichkeit aufrechterhalten werden. Jedes Jahr werden nach einem öffentlichen Aufruf Persönlichkeiten oder Institutionen, die sich in besonderer Weise um Demokratie, Frieden, soziale Gerechtigkeit sowie die Gleichstellung von Mann und Frau verdient gemacht haben und damit dem Vermächtnis Louise Schroeders in hervorragender Weise Rechnung tragen.
Louise-Schroeder-Medaille 2017 für Professorin Dr. Karin Hausen
Am 10. Mai 2017 wurde Professorin Dr. Karin Hausen vom Präsidenten des Abgeordnetenhauses mit der Louise-Schroeder-Medaille ausgezeichnet. Ich gratuliere Prof. Dr. Karin Hausen ganz herzlich zu dieser Auszeichnung.
Die Laudatio hielt Carola von Braun, Vorsitzende der Überparteilichen Fraueninitiative Berlin Stadt der Frauen (ÜPFI). Sie unterstrich die bedeutsame Rolle, die Frau Prof. Hauser seit Beginn der Entwicklung der in den 80er Jahre noch jungen Wissenschaft der Gender- und Frauenforschung gespielt hat. Ihr aktives Engagement in Wissenschafts- und Frauen-Netzwerken war eine großartige Unterstützung, als es darum ging, dass auch der Senat und das Berliner Parlament die Chancen von Frauen in der Wissenschaft und an den Hochschulen verbessern wollte. Trotz durchaus vorhandener erheblicher Gegenwehr gelang es, das Abgeordnetenhaus zu einer erstmalig stattfindenden Anhörung zur „Lage der Frauen in der Wissenschaft“ zu bewegen. Das Ergebnis: Alle Berliner Hochschulen sollten verpflichtet werden, in ihrem Geltungsbereich auf die Chancengleichheit von Frauen und Männern hinzuwirken. Aus dem anfangs rechtlich noch nicht bindenden Forderung wurden bei späteren Novellierungen konkrete Auflagen z.B. zur Förderung von Frauen- und Geschlechterforschung, zur Besetzung von Gremien und Kommissionen. 1988 wurde das Förderprogramm „Frauenforschung“ des Berliner Senats eingerichtet, dessen Förderkommission Karin Hauser bis 1994 leitete. Sie wurde zur Professorin für interdisziplinäre Frauenforschung an der Fakultät I der TU Berlin berufen, wurde von 1995 bis 2003 Leiterin des neu eingerichteten Zentrums für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung. Gerade wegen des anhaltenden Rechtfertigungsdrucks auch in der Hochschullandschaft und in der Politik setzte Karin Hausen sich für die Stärkung von Netzwerken von Frauen für Frauen ein, für eine Stärkung der hauptamtlichen Frauen-Infrastruktur an den Hochschulen, für die Bezahlung der Frauenbeauftragten an den Hochschulen. Karin Hauser hat wesentlich zur Gründung von Arbeitsgemeinschaften über alle Berliner Hochschulen hinweg und damit zur politischen Professionalisierung beigetragen. Einer ganzen Generation von jungen Wissenschaftler*innen hat Karin Hauser Wege und Chancen in der Wissenschaft geebnet. Sie ist und bleibt deshalb ein Vorbild für viele nachkommende Netzwerkerinnen- und Wissenschaftlerinnen-Generationen.
Ich war vor meinem Einzug in den Bundestag die erste Zentrale Frauenbeauftragte der Charité und zeitgleich als Berliner Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen. Auch ich habe eng mit den hochschulischen Frauen-Netzwerken zusammengearbeitet. Ich weiß daher auch ganz genau: Die Stadt Berlin, die Berliner Studentinnen und Wissenschaftlerinnen, alle Berliner*innen haben Karin Hausen viel zu verdanken. Auch Louise Schroeder hätte das erkämpfte Mehr an Chancengleichheit an Berliner Hochschulen sehr gefallen. Ich gratuliere ihr von Herzen zur Verleihung der Louise-Schroeder-Medaille des Berliner Abgeordnetenhauses 2017.
Die Laudatio und die Rede von Prof. Dr. Karin Hauser kann hier nachgelesen werden.