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Kirchentag: Durch Tempelhof-Schöneberg noch bunter - Ein Rückblick auf fünf ereignisreiche Tage

Der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag ist vorbei, die mediale Nachberichterstattung gelaufen und die berühmten Papphocker wieder eingelagert. Doch viele Eindrücke dieses großen Festes vom 24.-28. Mai 2017 wirken nachhaltig. Der Kirchentag ist Zeitansage und Diskussionsforum für die vielen Themen, die unsere Gesellschaft bewegen.

Beeindruckt haben mich die Buntheit und Vielfalt von Themen und Teilnehmenden. Genau 106.381 Teilnehmende aus dem In- und Ausland kamen für die vollen fünf Tage, zudem 30.000 Teilnehmer*innen als Tagesbesuchende.

Die meisten Gäste, über die Hälfte unter 30 Jahre alt, mussten untergebracht werden. Knapp 3.200 Menschen wurden in Schulen in Tempelhof-Schöneberg versorgt, davon etwa 500 nicht durch die Kirchengemeinden, sondern durch andere zivilgesellschaftliche Gruppen. Insgesamt sind 60.000 Menschen in 198 Schulen in Berlin und Potsdam untergekommen.

Die Betreuung der Unterkünfte war eine große Leistung vieler Freiwilliger. Ohne sie wäre es nicht gegangen. Auch Angebote wie „Gute-Nacht-Cafés“ in fast allen Gemeinden Tempelhofs und Schönebergs machten den Kirchentag auch abends zu guten kommunikativen Gelegenheiten, nicht nur für Kirchentagsgäste.

Einen feierlichen Auftakt erlebte ich durch den „Eröffnungsgottesdienst für Kleine und Große“ auf dem Gendarmenmarkt. Große Anliegen wurden in einfacher Sprache und nicht weniger eindringlich vermittelt. Es ist ein besonderes Gefühl, mit Tausenden gemeinsam für einen friedlichen Kirchentag zu beten und Kirchentagsschlager zu singen. Gestaltet wurde dieser Gottesdienst u.a. durch die Berliner Kinderbischöfe, die es seit 2009 gibt.

Der „Abend der Begegnung“, das traditionelle Begrüßungsfest des Kirchentages, fand als Open Air-Veranstaltung zwischen Reichstag, Brandenburger Tor und Gendarmenmarkt statt. An der Spree standen die Stände vieler Gemeinden aus Tempelhofer und Schöneberger Kirchengemeinden, die mit Getränken und leckeren Speisen dazu beitrugen, dass die vielen Gäste versorgt werden konnten. Viele Stände konnte ich besuchen und meinen Dank für das Engagement aussprechen, so vor Ort den Kirchengemeinden Marienfelde, Paulus, Zwölf-Apostel, Alt-Tempelhof und Michael. Bewegt hat mich ein Gespräch mit den Gemeindegliedern der syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien, deren Kirche an der Potsdamer Straße beheimatet ist.

Besonders fröhlich ging es beim Stand der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) zu. Hier wurde für Trauungen für Heteros wie für lesbische oder schwule Paare geworben. Gleich daneben fand sich eine Präsentation des „Regenbogenforums“, ein Zusammenschluss christlicher LSBTTIQ*- Gruppen.

Am Abend konnte ich Aref und Jawid aus Wilhelmshaven kennenlernen, beide stammen aus Afghanistan, wurden Ostern getauft und waren Kirchentagsgäste des Rogate-Klosters und der Zwölf-Apostel-Gemeinde. Sie erzählten von Ihren Erfahrungen und verglichen die Situation in der Heimat und hier. Spontan besichtigten wir gemeinsam das Reichstagsgebäude. Für beide war es ein Riesenereignis, den Plenarsaal des Deutschen Bundestages von der Besuchertribüne her kennenzulernen und auch die Kuppel zu besteigen.

An den Folgetagen erlebte ich viele gute Gespräche und Begegnungen am Stand des Arbeitskreises Christinnen und Christen in der SPD. Später auch an ganz unterschiedlichen Ständen von Diakonie, Caritas, Gesundheitsinitiativen, Hospizdiensten und der Frauenarbeit auf dem Markt der Möglichkeiten auf dem Messegelände.

Es war wieder beeindruckend, Schwester Juvenalis und Schwester Hannelore vom ambulanten Aids-Hospizdienst Tauwerk, Berlin-Pankow, zu treffen. Bei beiden spürt mensch, wie sie mit Hingabe Menschen offenherzig begegnen und wie sie andere durch ihr überzeugendes Engagement ganz ohne missionarischen Eifer an ihrem christlichen Glauben teilhaben lassen.

Gefreut habe ich mich, die Engagierten der Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) zu treffen. Seit 40 Jahren haben sie innerhalb der Kirchen sehr viel bewegt und nicht nachgelassen, für eine offenere und LGBTTIQ* akzeptierende Kirche zu kämpfen. Ihr Weg war und ist nicht einfach, aber sie haben mutig weiter gekämpft.

Der Freitagabend eines Kirchentages ist Zeitpunkt des „Feierabendmahls“. Teilgenommen habe ich daran im Rogate-Kloster Sankt Michael in der Zwölf-Apostel-Kirche in Schöneberg-Nord. Meditativ war die Predigt von Pastor Nico Szameitat aus Oldenburg. Motivierend die Moderation durch den Gottesdienst von Pastor Frank Morgenstern aus Wilhelmshaven. Hier begegnete ich auch wieder Aref aus Afghanistan, der erstmals als Ministrant mitgeholfen hat.

Der Kirchentag ist Zeitansage und macht Hoffnung. An den vielen Orten haben die Generationen miteinander diskutiert, Argumente ausgetauscht und sich zugehört. Der Kirchentag ist Basisbewegung. Er hat viel bewegt im Bezirk Tempelhof- Schöneberg.

„Du siehst mich“ war das Motto. Wir haben viel gesehen und viele neue Eindrücke mitnehmen können. Es war ein gutes, ernsthaftes und motivierendes Fest der Demokratie und des Engagements so vieler Menschen. Danke an alle, die dies auf den unterschiedlichsten Ebenen möglich gemacht haben, ob im Bezirk, den Gemeinden oder in den Hilfsdiensten. Danke dafür an alle.

Kirchentag zum Nachlesen

Die Manuskriptdatenbank des Kirchentages bietet Ihnen die Möglichkeit, die besten Vorträge und Bibelarbeiten noch einmal in Ruhe nachzulesen. Suchen Sie dafür einfach in der Datenbank nach dem Namen der Referent*in oder nach dem Titel der Veranstaltung. Die Veranstaltungen der Kirchentage auf dem Weg finden Sie in einer gesonderten Liste. Auch für diese Arbeit mein Dank.