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Inklusive Bildung möglich machen!

Gemeinsame digitale Veranstaltung "Viele Wege zum Ziel? - Wie gelingt Inklusion an Berlins Schulen" der Berliner SPD-Arbeitsgemeinschaften Bildung und Selbst Aktiv - Menschen mit Behinderung in der SPD

Wie kann es gelingen, inklusive Bildungsketten zu ermöglichen? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer gemeinsamen Veranstaltung „Viele Wege zum Ziel? - Wie gelingt Inklusion an Berlins Schulen" der AG Selbst Aktiv – Menschen mit Behinderungen in der SPD

https://spd.berlin/arbeitsgemeinschaften/selbst-aktiv/


und der Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB)

https://spd.berlin/arbeitsgemeinschaften/afb-bildung/

am 23. Juni 2021. Der Austausch sollte dazu dienen, sich über den aktuellen Stand zu informieren und gemeinsam mit Akteur:innen aus der Praxis Handlungsoptionen für die Zukunft zu formulieren und für anstehende politische Umsetzungsschritte mitzunehmen.

Beiden sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaften ist der inklusive Umbau unseres Bildungssystems und die gerechte Gestaltung von Teilhabechancen von Anfang an wichtige Anliegen. Ich danke den Genoss:innen der AfB für die Organisation der gemeinsamen Debatte und bedanke mich für die fundierten Anregungen durch unsere Gäste

Silke Diller, Sonderpädagogin
Marion Seidel, Schulpsychologisches und Inklusionspädagogisches Beratungs- und Unterstützungszentrum (SIBUZ) Berlin Neukölln
Holger Huth, Schulleiter der Margarethe von Witzleben Schule Förderzentrum zum Förderschwerpunkt "Hören"
Christiane Winter-Witschurke, Fachgruppenleiterin Inklusion,
Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie

Funktioniert „Berlin inklusiv“?

Bereits 2011 hatte der Berliner Senat ein Gesamtkonzept „Inklusive Schule“ vorgelegt, in dem viele Maßnahmen zur Umsetzung von Artikel 24 UN-BRK aufgeführt waren und die gleichzeitig eine Weiterentwicklung des schon bestehenden integrativen in ein inklusives Schulsystem darstellten – auf verschiedene Meilensteine wird auch im aktuellen „Berliner Maßnahmenplan 2020 bis 2025 zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention“

https://www.parlament-berlin.de/ados/18/IIIPlen/vorgang/d18-3353.pdf

verwiesen. Für das teilhabepolitische Handlungsfeld Bildung wird als strategisches Ziel benannt: „Ziel ist es, durch ein inklusives Bildungssystem und angepasste Unterstützungsmaßnahmen, eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen an der Bildung zu erlangen, um ihre Fähigkeiten und Begabungen zur vollen Entfaltung bringen zu können.“

Wir hinken den Zielen für den inklusiven Umbau unseres Bildungssystems in Berlin hinterher: So sollen bis 2023 36 Inklusive Schwerpunktschulen geschaffen sein - aktuell stellt sich die Situation für das gerade abgelaufene Schuljahr 2020/21 so dar, dass wir 20 Inklusive Schwerpunktschulen haben, in manchen Bezirken leider noch keine einzige. Inklusive Schwerpunktschulen 

https://www.berlin.de/sen/bildung/schule/inklusion/


sind allgemeinbildende Schulen, die aufgrund ihrer personellen, räumlichen und sächlichen Ausstattung besonders in der Lage sind, Schüler*innen mit den sonderpädagogischen Förderschwerpunkten „Körperliche und motorische Entwicklung“, „Sehen“, „Hören und Kommunikation“, „Geistige Entwicklung“ und „Autismus“ aufzunehmen und dafür entsprechende Konzepte entwickelt haben. Als ein Grund für die bestehende Diskrepanz wird benannt, dass die Entwicklung einer allgemeinbildenden Schule zu einer Schwerpunktschule eine freiwillige Entscheidung ist. Offenbar sind noch zu viele Schulträger nicht von den Vorteilen für die eigene Schule überzeugt.

So müssen wir kritisch fragen, ob und inwieweit wir inklusive Bildung gemäß UN-Behindertenrechtskonvention tatsächlich umsetzen wollen und können. Wie kann inklusive Schule gelingen, ohne an anderen Stellen wiederum Segregation zu produzieren? Sind die Rahmenbedingungen im Land Berlin ausreichend, um inklusive Bildung für alle zu ermöglichen?

Zahlreiche Herausforderungen

Angefangen von konkreten Einzelthemen wie beispielsweise der Frage, wie viel Sprachförderung in den Schulen tatsächlich stattfindet, über den zentralen Punkt, wie eine Schule ausgestattet sein muss, damit alle Schüler:innen die individuelle Unterstützung bekommen, die sie brauchen, bis hin zu der methodisch-didaktischen Frage, wie Lehrer*innen ausgebildet sein müssen, um die vielfältigen Anforderungen bewältigen zu können, wurden zahlreiche in der Praxis auftretende Probleme und Herausforderungen der inklusiven Bildung in Berlin erörtert.

Bedeutung der Frühförderung

Sehr deutlich betont wurde die immens wichtige Bedeutung der Frühförderung – und hier fehle es an vielem. Die Corona-Pandemie habe auch dazu geführt, dass die vorschulische Bildung bei vielen Kindern nicht im ausreichenden Maße erfolgt sei. Es gäbe zu wenige Vorkehrungen für Kinder, bei denen sich der Förderbedarf oft erst beim Eintritt in die Schule oder dort selbst zeigt, wenn es womöglich bereits zu spät ist, um bestehende Defizite wirksam zu kompensieren. Die Anmeldung von Schulhelfer:innenstunden ist dann der entscheidende, kritische Punkt für die ausreichende Ausstattung der Schulen und eine gute Betreuung der Schüler*ìnnen. 

Sonderpädagogische Förderzentren noch weiterhin benötigt

Derzeit werden Sonderpädagogische Förderzentren noch weiterhin benötigt, weil Kinder aus den unterschiedlichsten Gründen „gescheitert“ sind. Dies betrifft sowohl Kinder, die inklusiv beschult wurden, bei denen es aber „nicht funktioniert“ hat, als auch Kinder, die es aus anderen Gründen, aufgrund ihres sozialen Umfelds etc. von vornherein schwer haben. Diese Kinder in Sonderpädagogischen Förderzentren brauchen in der bildungspolitischen Diskussion eine stärkere Lobby, vor allem wenn zusätzlich zu ihrem bestehenden Förderschwerpunkt auch noch sozialpädagogische Förderbedarfe hinzukommen. Es braucht vor allem mehr Pädagog:innen für diese emotional auffälligen Kinder. Dabei dürfen aber die nicht auffälligen, ruhigen Kinder nicht übersehen werden. Gefordert wird, dass der Förderbereich „Emotionale und soziale Entwicklung“ stärker in die Ausbildung angehender Pädagog:innen verankert werden müsse.

Nüchterne Bilanz

Am Ende der Diskussion fiel die Bilanz zum Stand der Umsetzung von inklusiver Bildung nüchtern aus: In Berlin bestehen derzeit große Lücken im Frühförderbereich, Sonderpädagogischen Förderzentren benötigen dringend mehr und bessere Ausstattung, der angestrebte Ausbau der inklusiven Schulen in Form der Inklusive Schwerpunktschulen hat (noch) nicht ausreichend Früchte getragen. 

Was bleibt?

Zweifellos bestehen bleibt die Aufgabe, das Regelsystem hinsichtlich der Aufnahme von Kindern mit Beeinträchtigungen zu stärken und mithin das System der inklusiven Schwerpunktschulen auszubauen. Noch würden Förderzentren benötigt. 
Und am Ende stand schließlich der Apell einer Teilnehmerin: Sprechen Sie mit den Menschen mit Behinderung! Sie wissen am besten, was nötig ist, um inklusive Bildung möglich zu machen. 

Wie kann es gelingen, inklusive Bildungsketten zu ermöglichen? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer gemeinsamen Veranstaltung „Viele Wege zum Ziel? - Wie gelingt Inklusion an Berlins Schulen" der AG Selbst Aktiv – Menschen mit Behinderungen in der SPD und der Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) am 23. Juni 2021.

Der Austausch sollte dazu dienen, sich über den aktuellen Stand zu informieren und gemeinsam mit Akteur:innen aus der Praxis Handlungsoptionen für die Zukunft zu formulieren und für anstehende politische Umsetzungsschritte mitzunehmen.

Beiden sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaften ist der inklusive Umbau unseres Bildungssystems und die gerechte Gestaltung von Teilhabechancen von Anfang an wichtige Anliegen. Ich danke den Genoss:innen der AfB für die Organisation der gemeinsamen Debatte und bedanke mich für die fundierten Anregungen durch unsere Gäste

  • Silke Diller, Sonderpädagogin
  • Marion Seidel, Schulpsychologisches und Inklusionspädagogisches Beratungs- und Unterstützungszentrum (SIBUZ) Berlin Neukölln
  • Holger Huth, Schulleiter der Margarethe von Witzleben Schule Förderzentrum zum Förderschwerpunkt "Hören"
  • Christiane Winter-Witschurke, Fachgruppenleiterin Inklusion, Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie

Funktioniert „Berlin inklusiv“?

Bereits 2011 hatte der Berliner Senat ein Gesamtkonzept „Inklusive Schule“ vorgelegt, in dem viele Maßnahmen zur Umsetzung von Artikel 24 UN-BRK aufgeführt waren und die gleichzeitig eine Weiterentwicklung des schon bestehenden integrativen in ein inklusives Schulsystem darstellten – auf verschiedene Meilensteine wird auch im aktuellen „Berliner Maßnahmenplan 2020 bis 2025 zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention“ verwiesen.
Für das teilhabepolitische Handlungsfeld Bildung wird als strategisches Ziel benannt: „Ziel ist es, durch ein inklusives Bildungssystem und angepasste Unterstützungsmaßnahmen, eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen an der Bildung zu erlangen, um ihre Fähigkeiten und Begabungen zur vollen Entfaltung bringen zu können.“

Wir hinken den Zielen für den inklusiven Umbau unseres Bildungssystems in Berlin hinterher: So sollen bis 2023 36 Inklusive Schwerpunktschulen geschaffen sein - aktuell stellt sich die Situation für das gerade abgelaufene Schuljahr 2020/21 so dar, dass wir 20 Inklusive Schwerpunktschulen haben, in manchen Bezirken leider noch keine einzige.
Inklusive Schwerpunktschulen sind allgemeinbildende Schulen, die aufgrund ihrer personellen, räumlichen und sächlichen Ausstattung besonders in der Lage sind, Schüler*innen mit den sonderpädagogischen Förderschwerpunkten „Körperliche und motorische Entwicklung“, „Sehen“, „Hören und Kommunikation“, „Geistige Entwicklung“ und „Autismus“ aufzunehmen und dafür entsprechende Konzepte entwickelt haben. Als ein Grund für die bestehende Diskrepanz wird benannt, dass die Entwicklung einer allgemeinbildenden Schule zu einer Schwerpunktschule eine freiwillige Entscheidung ist. Offenbar sind noch zu viele Schulträger nicht von den Vorteilen für die eigene Schule überzeugt.

So müssen wir kritisch fragen, ob und inwieweit wir inklusive Bildung gemäß UN-Behindertenrechtskonvention tatsächlich umsetzen wollen und können. Wie kann inklusive Schule gelingen, ohne an anderen Stellen wiederum Segregation zu produzieren? Sind die Rahmenbedingungen im Land Berlin ausreichend, um inklusive Bildung für alle zu ermöglichen?

Zahlreiche Herausforderungen

Angefangen von konkreten Einzelthemen wie beispielsweise der Frage, wie viel Sprachförderung in den Schulen tatsächlich stattfindet, über den zentralen Punkt, wie eine Schule ausgestattet sein muss, damit alle Schüler:innen die individuelle Unterstützung bekommen, die sie brauchen, bis hin zu der methodisch-didaktischen Frage, wie Lehrer*innen ausgebildet sein müssen, um die vielfältigen Anforderungen bewältigen zu können, wurden zahlreiche in der Praxis auftretende Probleme und Herausforderungen der inklusiven Bildung in Berlin erörtert.

Bedeutung der Frühförderung

Sehr deutlich betont wurde die immens wichtige Bedeutung der Frühförderung – und hier fehle es an vielem. Die Corona-Pandemie habe auch dazu geführt, dass die vorschulische Bildung bei vielen Kindern nicht im ausreichenden Maße erfolgt sei. Es gäbe zu wenige Vorkehrungen für Kinder, bei denen sich der Förderbedarf oft erst beim Eintritt in die Schule oder dort selbst zeigt, wenn es womöglich bereits zu spät ist, um bestehende Defizite wirksam zu kompensieren. Die Anmeldung von Schulhelfer:innenstunden ist dann der entscheidende, kritische Punkt für die ausreichende Ausstattung der Schulen und eine gute Betreuung der Schüler*ìnnen. 

Sonderpädagogische Förderzentren noch weiterhin benötigt

Derzeit werden Sonderpädagogische Förderzentren noch weiterhin benötigt, weil Kinder aus den unterschiedlichsten Gründen „gescheitert“ sind. Dies betrifft sowohl Kinder, die inklusiv beschult wurden, bei denen es aber „nicht funktioniert“ hat, als auch Kinder, die es aus anderen Gründen, aufgrund ihres sozialen Umfelds etc. von vornherein schwer haben. Diese Kinder in Sonderpädagogischen Förderzentren brauchen in der bildungspolitischen Diskussion eine stärkere Lobby, vor allem wenn zusätzlich zu ihrem bestehenden Förderschwerpunkt auch noch sozialpädagogische Förderbedarfe hinzukommen. Es braucht vor allem mehr Pädagog:innen für diese emotional auffälligen Kinder. Dabei dürfen aber die nicht auffälligen, ruhigen Kinder nicht übersehen werden. Gefordert wird, dass der Förderbereich „Emotionale und soziale Entwicklung“ stärker in die Ausbildung angehender Pädagog:innen verankert werden müsse.

Nüchterne Bilanz

Am Ende der Diskussion fiel die Bilanz zum Stand der Umsetzung von inklusiver Bildung nüchtern aus: In Berlin bestehen derzeit große Lücken im Frühförderbereich, Sonderpädagogischen Förderzentren benötigen dringend mehr und bessere Ausstattung, der angestrebte Ausbau der inklusiven Schulen in Form der Inklusive Schwerpunktschulen hat (noch) nicht ausreichend Früchte getragen. 

Was bleibt?

Zweifellos bestehen bleibt die Aufgabe, das Regelsystem hinsichtlich der Aufnahme von Kindern mit Beeinträchtigungen zu stärken und mithin das System der inklusiven Schwerpunktschulen auszubauen. Noch würden Förderzentren benötigt. 

Und am Ende stand schließlich der Apell einer Teilnehmerin: Sprechen Sie mit den Menschen mit Behinderung! Sie wissen am besten, was nötig ist, um inklusive Bildung möglich zu machen.

(Logo Inklusion: iStock)