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Prof. Dr. Dr. h. c. Gesine Schwan: Gedenkrede im Deutschen Bundestag zum 17. Juni 1953

Herr Bundestagspräsident! Meine Damen und Herren!

Der 17. Juni 1953 war ein heißer Sommertag. Ich ging damals am Berliner Wedding zur Schule. Um 10 Uhr kam der Hausmeister in unsere Klasse und forderte uns alle im Namen des Rektors auf, sofort nach Hause zu fahren. Es gebe Unruhen in der Stadt; es sei gefährlich.

Wir Schüler kamen aus allen Teilen Berlins. Die Straßenbahn, mit der ich zurück wollte nach Heiligensee, war überfüllt. Ich quetschte mich als Zehnjährige hinein. Um mich herum standen vor allem Frauen. Sie hatten Angst um ihre Männer, die in der Stadt demonstrierten. Einige weinten. Sie kamen aus dem Werk Hennigsdorf, nicht weit von Heiligensee, und hatten nichts gemein mit „Halbfaschisten“, wie man die Aufständischen in der SED-offiziellen Lesart später nannte. Daheim hörte ich aus dem Radio das Lied „Ich hatt‘ einen Kameraden, einen bessern findst Du nit …“. Das weckte in mir das Bild einer militärischen Abschiedszeremonie. Es hatte in der Stadt Tote gegeben...

 

Die vollständige Rede finden Sie im Anhang als pdf-Datei zum herunterladen.

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Gesine Schwan_Gedenkrede im Deutschen Bundestag_zum 17. Juni 1953.pdf63.61 KB