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„Ich habe die Bedeutung von Politik für die Bürgerinnen und Bürger verstanden“ - Drei Wochen im Wahlkreisbüro von Mechthild Rawert (06.08.12 – 24.08.12)

Mein dreiwöchiges Praktikum im Wahlkreisbüro der Bundestagsabgeordneten Mechthild Rawert war die letzte Station meines Auslandsjahrs in Berlin. Mit der Organisation der schon traditionellen Sommerfrühstücke in der Reihe „Auf ein Wort Frau Rawert“, der Frauensommertour, der politischen Tagesfahrt und den heiklen Debatten zu den Themen Organspende und männliche Beschneidung wurden diese drei Praktikumswochen besonders bereichernd.
Ich habe Özlem Topuz und Manuela Harling, den zwei Mitarbeiterinnen von Mechthild Rawert im Wahlkreisbüro, bei der Organisation von fünf thematischen Sommerfrühstücken zwischen dem 20. und dem 24. August geholfen. Diese rund zweistündigen thematischen Veranstaltungen, die zwischen zwanzig und dreißig Personen versammeln, ermöglichen einen direkten Dialog zwischen Mechthild Rawert als Bundestagsabgeordnete und unterschiedlichen Vertreterinnen und Vertretern von Zielgruppen in Tempelhof-Schöneberg, die sich täglich und konkret mit den diskutierten Themen auseinandersetzen. Es ist folglich eine gute Gelegenheit für diese Vereine, offen die Probleme auf den Tisch zu legen, mit denen sie konfrontiert werden, damit sie dann - wenn es sich um ein bundespolitisches Anliegen handelt - im Bundestag diskutiert und behandelt werden.Am 20. August hat uns beispielsweise das Nachbarschaftsheim Schöneberg Kidöb, das für das soziale Wohlbefinden der Bevölkerung durch Bildung, kulturelle Vielfalt und Freizeitgestaltung tätig ist, für das erste Frühstück zum Thema Migration und Vielfalt empfangen. Das zweite Sommerfrühstück zum Thema Inklusion fand am nächsten Tag im Türkischen Haus statt. Zum Thema Gesundheit wurde im Nachbarschafts- und Selbsthilfezentrum in der ufaFabrik e. V. (NUSZ) in Tempelhof am Mittwoch, den 22. August, diskutiert.  Am nächsten Tag hat sich Mechthild Rawert mit zwei weiteren Themen befasst, nämlich Umwelt und Jugend. Vormittags fand ihr Sommerfrühstück beim BUND für Umwelt und Naturschutz und nachmittags bot „Straße mit Dach“, ein Projekt von Gangway e. V, Obdach für die JugendarbeiterInnen. Am letzten Tag meines Praktikums haben wir uns mit dem Thema Demographischer Wandel in der Pflegeresidenz Bavaria II in Tempelhof befasst. Während aller dieser thematischen Veranstaltungen sah es so aus, dass die Tatsache einen Kaffee während des Frühstücks oder am Nachmittag zu teilen zu sehr offenen und konstruktiven Diskussionen geführt hat. An einigen Der Frühstücke nahm auch Angelika Schöttler, Bezirksbürgermeisterin, teil.

Während dieses Praktikums habe ich auch die Gelegenheit gehabt, zwei Mal mich an der Frauensommertour zu beteiligen, die von der frauenpolitischen Sprecherin der SPD-Fraktion in der BVV, Marijke Höppner, initiiert wurden. Zusammen mit ihr, Mechthild Rawert, Manuela Harling als Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen in Tempelhof-Schöneberg, Angelika Schöttler und der berühmten Kämpferin für die Frauenrechte Dr. Gisela Pravda haben wir das FFGZ, das Feministische FrauenGesundheitsZentrum, besucht und mit den Mitarbeiterinnen über ihre Aktivitäten im Bezirk und ihren - insbesondere finanziellen – Schwierigkeiten gesprochen, mit denen sie als Verein konfrontiert sind. Zwei Tage später hat uns der Verein Dick & Dünn, der seit vierundzwanzig Jahren Personen unterstützt, die unter Essstörungen leiden, eingeladen. Hier auch tauchte das Problem der mangelnden finanziellen Unterstützung auf.

Manuela Harling hatte mir am Anfang meines Praktikums vorgeschlagen, an der „politischen Tagesfahrt“ am 17. August teilzunehmen, die sie zusammen mit dem Bundespresseamt organisiert. Zu diesen „politischen Tagesfahrten“, die in 2012 ungefähr alle zwei Monate stattfinden, werden jeweils fünfzig Bürgerinnen und Bürger aus Tempelhof-Schöneberg von Mechthild Rawert eingeladen, um das politische Berlin rund um den Deutschen Bundestag zu erkunden. Mit der Führung und einer Diskussion im Willy-Brandt-Haus, dem Besuch des Abgeordnetenhauses, der Besichtigung des Plenarsaals, der Kuppel und der Dachterrasse des Reichstagsgebäudes und einer Diskussion zu den Themen Gesundheit, Altenpflege und demographischer Wandel im Deutschen Bundestag mit der Bundestagsabgeordneten Mechthild Rawert war das Programm voll und die Teilnehmer begeistert und zufrieden. Besonders schön war das Abendessen während der Rundfahrt auf einem Schiff über die Spree, die den Tag beendete.

Während dieser drei Wochen habe ich die Gelegenheit gehabt, mich mit zwei sehr aktuellen und heiklen Debatten zu beschäftigen. Einerseits müssen dringend Lösungen gefunden werden, um das Vertrauen der Bevölkerung in die Organspende nach dem Leber-Skandal am Göttinger Universitätsklinikum vom Juli wiederherzustellen und andererseits hatten heftige Diskussionen zur männlichen Beschneidung aus religiösen Gründen seit dem Kölner Urteil vom 17. Mai angefangen.

Am Mittwoch, den 15. August habe ich mit Mechthild Rawert an ihrem Termin mit Frau Prof. Dr. med. Christiane Erley teilnehmen können, die für den Bereich der Transplantationsmedizin für Nierenerkrankungen im St-Joseph Krankenhaus, Tempelhof, spezialisiert ist. Zusammen wurden mögliche Lösungen diskutiert, um die katastrophalen Wirkungen des Skandals auf das Vertrauen der Bevölkerung in die Organspende zu beenden. Christiane Erley schlug eine aktivere Teilnahme der Patienten an den medizinischen Diskussionen vor, beispielsweise durch die Einbeziehung der Patientenverbände in die Prüfkommissionen, die von den Ärzten besetzt werden.

Am Donnerstag, den 23. August, fand eine Öffentliche Sitzung des Ethikrates zum Thema Beschneidung als direkte Reaktion auf den Kölner Urteil vom Mai 2012 statt, welches die männliche Beschneidung aus religiösen Gründen als strafbar bezeichnete. Der Raum war voll und die Debatte heikel. Unterschiedliche Vorträge wurden gehalten, die alle Positionen zur Debatte widerspiegelten. Während die Vertreter der jüdischen und muslimischen Gemeinschaften und allgemein derjenigen, die nichts gegen die männliche Bescheidung aus religiösen Gründen haben, die religiöse Freiheit und das Erziehungsrecht der Eltern förderten, um diese Praxis zu verteidigen, betonten diejenigen, die die männliche Beschneidung als strafbaren körperlichen Eingriff bezeichnen, das Entscheidungsrecht des Kindes. Es war wirklich interessant einer solchen Debatte folgen zu können, zumal diese Frage in Frankreich nicht so heftig diskutiert wird.

Meine drei Praktikumswochen im Wahlkreisbüro der Bundestagsabgeordnete Mechthild Rawert haben bei weitem meine Erwartungen übertroffen: Durch meine Teilnahme an ihren unterschiedlichen politischen Terminen in ihrem Wahlkreis, habe einen sehr konkreten Einblick in die Arbeit einer Bundestagsabgeordneten erlangt und verstanden, was für eine Bedeutung Politik für die Bürgerinnen und Bürger haben kann. In der Tat ist Mechthild Rawert im ständigen Dialog mit den Bürgerinnen und den Bürgern von Tempelhof-Schönberg, was ihr ermöglicht den Wirklichkeitssinn nicht zu verlieren, eigentlich Politik vor Ort zu machen. Eine solche berufliche Erfahrung finde ich besonders bereichernd als Studentin der Politikwissenschaft, zumal ich selbst durch die konkrete Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Themen meine eigenen Perspektiven und Meinungen weiterentwickeln konnte.

Babaka Tracy MPUTU