Noch nie zuvor schien mir die Arbeitswelt hinter den gläsernen Fassaden des Bundestages so durchsichtig und greifbar wie in den letzen zwei Wochen.
Ich hatte schon seit längerem den Wunsch, einen tieferen Einblick in die einzelnen Bereiche des Bundestages zu gewinnen und mir einen persönlichen Eindruck des politischen Geschehens zu verschaffen. Als Mitglied der Jusos im Bezirk Tempelhof-Schöneberg entschied ich mich dazu, im Bundestagsbüro von Mechthild Rawert nachzufragen, ob es möglich sei, dort ein Praktikum zu absolvieren.
Mit meinen jungen 20 Jahren ist die bevorstehende Bundestagswahl die erste Wahl überhaupt, die ich bewusst erleben und vor allem mitentscheiden kann. Allein aus diesem Grund ist ein Praktikum im Bundestagsbüro von Frau Rawert eine Möglichkeit mir Wissen über die Strukturen und Prozesse des Betriebes anzueignen, so kann ich als politisch interessierte Jungwählerin den Wahlkampf gleich von innen kennenlernen. Am Telefon erklärte ich mein Anliegen, woraufhin Matthias Geisthardt, wiss. MA, mir riet, eine Initiativbewerbung im Wahlkreisbüro in den öffentlichen Zeiten abzugeben. Schnell setzte ich mich an meinen Rechner und verfasste eine Bewerbung, in der ich meine Vorstellungen und meine Motivation schilderte.
Als ich am nächsten Tag im Wahlkreisbüro an der Tür klopfte, wurde ich mit einer Herzlichkeit in Empfang genommen, die ich auf diese Weise nicht erwartet hätte. Frau Rawert kam entschlossen und direkt auf mich zu und stellte sich mit ‘Mechthild‘ vor, ohne ihren Nachnamen, jeden Titel oder ihre Funktion zu nennen, einfach Mechthild. In einem offenen Gespräch durfte ich ihr meine Unterlagen überreichen und erklären, warum ich sie in ihrem Büro aufsuche. Nach kurzem Überlegen lud sie mich zum ,,Wohnzimmer- Gespräch“ am darauffolgenden Samstag ein, das in der Gaststätte einer Kleingartenkolonie stattfinden sollte. ,,Wohnzimmer- Gespräche“ ,erklärte die Mitarbeiterin Özlem Topuz mir, seien Gespräche mit Menschen aus Mechthilds Wahlkreis, zu denen sie von den Bürgern eingeladen werde, um die Wünsche und Belange, aber auch Sorgen und Anstöße ihrer Wählerinnen persönlich zu erfahren und beratend zur Seite zu stehen. Beeindruckt von diesem Konzept, Bürgernähe aufzubauen, sich zugleich aber auch immer neuen Herausforderungen und einem Zeugnis ihres Engagements zu stellen, sagte ich schnell zu.
Nach einem heiteren Nachmittag, den wir in der ,,Alten Ziegenweide“ verbracht haben, an dem aber auch hitzig über politische Themen diskutiert wurde, erhielt ich eine verbindliche Zusage für meinen ersten Arbeitstag im Bundestagsbüro und ich war höchstgradig freudig bewegt.
Nun angekommen, musste ich erst mal die vielen Eindrücke sortieren und mich im gesamten Büroalltag zurechtfinden. Die hilfsbereite Ader der Mitarbeiter und ein einführendes Teamgespräch boten reichlich Orientierung und einen Überblick über die anstehenden Aufgaben.
Die nächsten Tage verbrachte ich zunächst im Wahlkreisbüro. Dort habe ich die Planung und Nachbereitung von verschiedenen Terminen mitgekriegt und konnte miterleben, wie das Büro ein Anlaufpunkt für alle Bürger war, um ihre Fragen loszuwerden oder auch Infomaterial mitzunehmen.
Was in den nächsten Tagen und Wochen bis zum endgültigen Wahltag auf mich zukommen wird, kann ich bislang nicht vorhersagen. Mechthild hat nicht nur einen abwechslungsreichen und dichten Terminkalender, sie muss auch immer zugleich mit verschiedenen Stellen in Verbindung bleiben, um ihre Arbeit zu verrichten. Diese Vielfalt an Aufgaben und Terminen, die große Verantwortung, die immer mit einhergeht und vor allem die Überzeugung und Tatkraft, die sie verkörpert, werden mich zweifellsohne dessen weiter begleiten und mein Tiefstes bereichern.
Ich freue mich auf die Zeit in meinem Praktikum und hoffe in diesem Sinne auf weitere bereichernde und spannende Arbeitstage.