Am 21. Juni besuchten zwei LehrerInnen und 16 Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse der Internationalen Deutschen Schule Paris den Deutschen Bundestag. Bis auf wenige in der deutschsprachigen Schweiz Geborene, kamen fast alle gebürtig aus Deutschland - zwei auch aus Berlin - und leben nun seit einigen Jahren in Paris.
Bereits um 8:45 Uhr begann ihr Programm mit einer Führung zur Geschichte und Architektur des Reichstagsgebäudes, auf der sie den Aufbau und die Arbeitsweise des Parlaments näher kennenlernten. Um 10.45 Uhr war es soweit: Die Schülerinnen und Schüler trafen sich mit einer Bundestagsabgeordneten, um mit ihr eine Stunde lang auf Augenhöhe zu selbstgewählten Themen zu sprechen. Ein lebendiger und spannender Austausch entwickelte sich über das Thema „Gesundheit und Jugend“, wobei das Krisenmanagement zur Bekämpfung des EHEC-Erregers intensiv diskutiert wurde. Allerdings gaben sie zugleich zu, ihre Verzehrgewohnheiten in Paris nicht geändert zu haben. Über einen Vergleich der Krankenversicherungssysteme in Frankreich und Deutschland kam die Diskussion auch auf den zukünftig krisenfesten Sektor Pflege. Nicht überrascht, aber dennoch mit Bedauern, habe ich zur Kenntnis genommen, dass niemand der Jugendlichen über eine berufliche Tätigkeit im Gesundheitswesen oder in der Pflege nachdenkt. Begründet wurde das mangelnde Interesse mit den geringen Einkommensausichten sowie den schlechten Arbeitsbedingungen, wie z.B. hinsichtlich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Mein erneutes Credo: Die Arbeitswirklichkeit für die im Gesundheitswesen Beschäftigten muss sich verbessern, dann ändert sich auch das Image.
Eine Stärkung von Beteiligungsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger in der Politik - u.a. durch Volksentscheide, Volksbegehren – wurden von den Jugendlichen begrüßt. Erstaunlicherweise war es gerade der Themenkomplex „Einführung eines verpflichtenden Ethikunterrichts für alle“ und das Angebot eines freiwilligen, konfessionsgebundenen Religionsunterrichts an den Berliner Schulen, welches am intensivsten diskutiert wurde. Für circa die Hälfte der Gruppe spielt Religion im eigenen Leben eine große Rolle. Mit Interesse wurde der Hinweis aufgenommen, dass der Papst im Herbst im Deutschen Bundestag reden wird.
Es war eine sehr interessante und lehrreiche Stunde. Für mich wie auch für die Pariserinnen und Pariser.