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25 Jahre Mauerfall: „Der 9. November 1989 ist der glücklichste Tag in der jüngeren Geschichte Deutschlands“

Ganz Berlin strahlte: Anlässlich des 25. Jubiläums des Mauerfalls fanden am 9. November 2014 zahlreiche Veranstaltungen in Berlin statt: Gedenkveranstaltungen, das große BürgerInnenfest „Mut zur Freiheit“ rund um das Brandenburger Tor, eine 15 Kilometer lange Lichtgrenze, auf der 8 000 beleuchtete Ballons den Verlauf der Mauer nachzeichneten. Ich bin dankbar, dieses Jubiläum erlebt zu haben. Dankbar als Ballonpatin am Abend einen der Ballons in den Berliner Nachthimmel steigen gelassen zu können. Mich hat die Freude, die so viele Menschen aus der ganzen Welt noch heute empfinden, sehr berührt.

BürgerInnenproteste in der DDR machen Traum vom Mauerfall wahr

Bereits am Freitag zuvor fand im Deutschen Bundestag eine Debatte zu „25 Jahre nach dem Mauerfall“ statt. Besonders beeindruckend war die Rede der Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, Iris Gleicke (SPD). Die Mauer sei ein Monstrum gewesen, „ein monströses Bauwerk und eine furchtbare Grenze“. Sie gedachte der Menschen, die den Tod fanden oder in den „Knast“ kamen, weil sie Mauer und DDR-Diktatur nicht mehr ertragen konnten. Viele Träume seien an der Mauer zerschellt: „Sie war ein Alptraum für ein ganzes Volk“, sagte Gleicke. Man könne die Mauer in ihren historischen Kontext einordnen, „aber man kann sie nicht rechtfertigen! Das ist das, worauf es ankommt“. Die Mauer sei das „zu Stein gewordene Symbol“ des geteilten Deutschlands und der sichtbare Ausdruck des Kalten Krieges in Europa gewesen. Doch es dürfe niemals vergessen werden, dass die Mauer eine Folge des von Deutschland angezettelten, verbrecherischen Zweiten Weltkriegs war. „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg. Dieser Konsens muss fortbestehen. Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen.“ Nicht alle Folgen der Teilung hätten sich in 25 Jahren vollständig überwinden lassen. Es sei aber viel erreicht worden und „den Rest schaffen wir auch noch“. Die Ostdeutschen haben sich mit einer Revolution, bei der kein einziger Schuss gefallen sei, ihre Freiheit selbst erkämpft. Mit dem Fall der Mauer sei ein Traum wahr geworden. Iris Gleicke appellierte, sich auch weiterhin für die anderen Träume wie Frieden, Abrüstung und das gemeinsame Haus Europa einzusetzen.

Festakt des Landes Berlin

Anlässlich des 25. Jahrestages des Mauerfalls fand im Konzerthaus am Gendarmenmarkt ein Festakt des Landes Berlin statt. Besonders gefreut hat mich die Anwesenheit der Friedensnobelpreisträger Lech Wałęsa und Michail Gorbatschow. Unter den fast 1000 Gästen waren auch Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel und der frühere ungarische Präsident Miklos Nemeth. Ohne Lech Wałęsa, dem Vorsitzenden der Gewerkschaft Solidarność in den 80er Jahren und späteren Staatspräsidenten Polens, und ohne Michail Gorbatschow, dem Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und späterem Staatspräsident der Sowjetunion, hätte es keine deutsche Wiedervereinigung gegeben. Die Politik der Glasnost (Offenheit) und der Perestroika (Umbau) leitete das Ende des Kalten Krieges ein, sorgten in den meisten Staaten des Warschauer Paktes zu positiven Veränderungen. Und was geschah in der DDR? Die DDR-Führung „verschlief“ diesen Wandel, noch im Januar 1989 äußerte ihr Staatschef Erich Honecker, dass die Mauer noch 50 oder 100 Jahre Bestand haben werde.

Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin, erinnerte an die Friedliche Revolution, an das Ende Kalten Krieges und an den tiefgreifenden Wandel, der Berlin seither erfasst hat. Er gedachte in Dankbarkeit dem Mut der Frauen und Männer in der DDR, die gegen das SED-Regime aufbegehrten und für Freiheit und Gerechtigkeit auf die Straßen gingen, und an die Opfer, die sie in ihrem Kampf gebracht haben. Er gedachte der Toten an der Mauer. Klaus Wowereit erinnerte an die Verdienst der Freiheitsbewegungen in Mittel- und Osteuropa, die den Boden für den Wandelt bereiteten. Er erinnerte an die politisch Verantwortlichen, die mit Besonnenheit und diplomatischem Geschick zu einer friedlichen Lösung beigeragen haben.

„Berlin hat durch den Fall der Mauer einzigartige Chancen erhalten. Und wir haben diese genutzt. Aus einer geteilten Stadt ist eine attraktive, weltoffene und tolerante Metropole geworden, die Menschen in aller Welt fasziniert. Eine Metropole, die sich ihrer Geschichte im 20. Jahrhundert mit all ihren Höhen und Tiefen stellt und diese niemals vergessen wird. Eine Stadt aber auch, die aufgrund ihrer eigenen historischen Erfahrung, dass man auch vermeintlich unüberwindbare Mauern zum Einsturz bringen kann, Mut für die Zukunft macht - zum Überwinden trennender „Mauern“ heute und zum Einsatz für Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit überall auf der Welt.“

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz sagte in seiner Festrede, der Mut der DDR-BürgerrechtlerInnen sei Freiheitskämpfern auf der ganzen Welt bis heute ein Vorbild. Er kritisierte gleichzeitig die zu großen wirtschaftlichen Ungleichgewichte in Europa, die durch die Finanzkrise noch tiefer geworden sind. Zudem flammten überall wieder nationalistische Vorurteile auf, Populisten erhielten Zulauf. Schulz fragte: "Werden wir es dulden, dass neue Mauern und Grenzen in Europa errichtet werden?"

Lichtgrenze fliegt in den Himmel

Ab 18.00 Uhr begann am Abend der Open Air-Festakt am Brandenburger Tor. Tausende PatInnen fanden sich bei ihren Ballons ein - meiner hatte die Nummer 2043 - und befestigten hier ihre persönliche Botschaft an dem mit Helium gefüllten Ballon. Hunderttausende Menschen applaudierten, als beginnend am Brandenburger Tor die Ballons nacheinander in beide Richtungen entlang des Mauerwegs in den Abendhimmel aufstiegen. Und so entschwand auch die „Lichtgrenze“.

Einladung: Der lange Weg zur friedlichen Revolution

Am 3. Dezember 2014 erinnert die SPD-Bundestagsfraktion in Berlin mit der Veranstaltung „Der lange Weg zur friedlichen Revolution – Ein Blick aus der Geschichte in die Zukunft“ an die Wendezeit vor 25 Jahren.