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„Es ist nun an der Zeit, dass die Guten in Europa aufstehen“ - Verleihung des Heinrich-Albertz-Friedenspreis an Martin Schulz

Mit dem Heinrich-Albertz-Friedenspreis erhielt Martin Schulz die höchste Anerkennung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Deutschland. Dem Präsidenten des Europäischen Parlaments wurde der Preis am 14. Oktober 2016 im Roten Rathaus, Berlin, verliehen. Honoriert wurde er für seinen Einsatz für Europa und die Stärkung gemeinsamer Interessen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik.

AWO-Präsident Wilhelm Schmidt sagte in seiner Rede über den Preisträger Martin Schulz, dass diesen "sein kraftvoller, energischer und manchmal auch unbequemer Einsatz gegen die Betonung von Partikularinteressen, gegen Rassismus, rücksichtslosen Populismus und Rechtsextremismus in Politik und Gesellschaft" besonders auszeichne.Seit 1999 ehrt die AWO mit dem Heinrich-Albertz-Friedenspreis Persönlichkeiten, die Solidarität und soziale Verantwortung in ihren Lebensmittelpunkt stellen und sich um die Ausgestaltung der Grundwerte Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit und um den inneren und äußeren Frieden besonders verdient gemacht haben. Bisherige PreisträgerInnen waren Johannes Rau (1999), Paul Spiegel (2001), Gerhard Schröder  (2005), Hans-Jochen Vogel (2008), Jutta Limbach (2011), Egon Bahr (2013) und Franz Müntefering (2015).

Laudatio von Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder

Gerhard Schröder, Bundeskanzler a.D., hielt die Laudatio auf Martin Schulz. Er würdigte Martin Schulz in seiner Rede:

„Martin Schulz ist ein großer Europäer. Er gehört zu denen, die in der Öffentlichkeit mit ganzer Kraft für das europäische Projekt eintreten. Unbeirrt trotzt er den Anfeindungen, denen sich die Europäische Union und das Europäische Parlament ausgesetzt sehen – und natürlich auch der Parlamentspräsident und der Mensch Martin Schulz. Er ist der Fels in der Brandung, wenn es darum geht, Demokratie, soziale Gerechtigkeit und Freiheit im europäischen Rahmen zu verteidigen. Er agiert dabei leidenschaftlich, scharfzüngig und selbstbewusst. Bei seinem Antritt als Präsident des Europäischen Parlaments im Jahr 2012 hat Martin Schulz sehr deutlich gemacht, dass er die demokratische Legitimität der politischen Entscheidungen stärken will. Letztlich steht damit die Frage im Raum, wann wir auf europäischer Ebene endlich eine Gleichberechtigung der drei Institutionen Parlament, Kommission und Rat erreichen. Der Anspruch von Martin Schulz ist eine Europäische Union, die demokratisch verfasst ist und dadurch verloren gegangenes Vertrauen wieder zurückerlangt.“

Gerhard Schröder gab einen Einblick in den Lebenslauf und die Laufbahn von Martin Schulz. Dieser stammt aus dem nordrhein-westfälischen Würselen und wuchs in einfachen familiären Verhältnissen auf. Nachdem er die Schule vor dem Abitur abbrach, wollte er als Jugendlicher eigentlich Berufsfußballer werden. Nach einer Verletzung, die seine Karriere vorzeitig beendete, machte er eine Lehre zum Buchhändler und ging seinen Weg in die Selbstständigkeit. Darin gründete sich auch sein etwas herablassender Spitzname des "Buchhändlers aus Würselen". Ohne Abitur oder ein Studium sei Martin Schulz als ein Autodidakt anzusehen, der es trotzdem bis ganz nach oben geschafft habe. 1974 trat er der SPD bei und wurde in seiner Heimatstadt zum jüngsten Bürgermeister Nordrhein-Westfalens. Seit nun mehr zwei Jahrzehnten gehört er dem Europäischen Parlament an. Dabei habe er sich ein unvergleichliches Netzwerk aufgebaut. Sein Anspruch sei, die Europäische Union demokratischer und transparenter zu gestalten. Martin Schulz sei ein Kämpfer für Europa.

Martin Schulz: "Der Frieden in Europa ist keine Selbstverständlichkeit"

In seiner Dankesrede zeigte sich Martin Schulz sehr persönlich und gerührt. Insbesondere sei er sehr dankbar, den AWO-Preis zu erhalten, weil dieser Friedenspreis heiße.

Der Frieden in Europa ist keine Selbstverständlichkeit, findet Schulz. Da die EU an erster Stelle ein Projekt zur Friedenssicherung sei, müsse die europäische Einheit gerade heute verteidigt werden. Im EU-Parlament säßen zu viele europaskeptische oder anti-europäische Abgeordnete, gab Schulz zu bedenken.

Um die Feinde der Demokratie in Europa zu bekämpfen, müssen vor allem die europäischen Grundfreiheiten gestärkt werden. Ebenfalls dürfe die Reisefreiheit in der EU nicht eingeschränkt werden. In der europäischen Politik müssen die Menschen wieder mehr im Mittelpunkt stehen, ansonsten könne das "Projekt EU" die BürgerInnen nicht langfristig überzeugen. Wichtig sei auch, die Wirtschaft innerhalb Europas zu bündeln. Kein Land könne alleine die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts meistern, stattdessen müsse die "transnationale Demokratie" mobilisiert werden.

Für Martin Schulz ist es nun an der Zeit, dass die Guten in Europa aufstehen, nachdem das Böse hier viel zu oft gesiegt habe. Denn für den Sieg der Bösen reiche es aus, dass die Guten nichts dagegen tun. Letztendlich sei die Mobilisierung der Demokratie-VerteidigerInnen das beste Instrument gegen die Feinde der Demokratie.

Martin Schulz ist auch der Meinung, dass es noch immer eine Welt von oben und von unten gibt: Die AWO sei als Organisation dazu berufen, sich um die Menschen von unten zu kümmern. Auch darum wird Martin Schulz die 5000 Euro Preisgeld, mit denen der Heinrich-Albertz-Friedenspreis dotiert ist, an einen Verein für körper- und mehrfachbehinderte Menschen spenden.